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Hau drauf!
Gestresste Städter dreschen nach Feierabend auf Gegner und Säcke ein. Ist Boxen das neue Yoga?
Die zwei Jungs aus dem Fussballteam tun es. Immer mehr Freundinnen und Freunde tun es. Der Sohn der Arbeitskollegin, geschätzt die Hälfte der Halbstarken in den Fussball-Fankurven und das hippe Instagram-Girl, das sich die «Everlast»-Handschuhe, diese 80ies-Lederdinger, für seine Insta-Story so lässig über die Schulter hängt wie das Fäuste schwingende Supermodel Gigi Hadid. Es macht […] Weiterlesen – ‘Hau drauf!’.
Warum die Einsamen aus aller Welt in ein irisches Dorf reisen
Nirgends in der EU fühlen sich so viele einsam wie in Irland. Unser Autor traf dort nicht nur auf alleinstehende Bauern, sondern auch auf Menschen, denen etwas fehlt. Leiden wir vielleicht alle einmal unter Einsamkeit?
Ich möchte Ihnen hiermit ungewöhnlich nahetreten: Haben Sie sich je einsam gefühlt? Alleingelassen von der Welt? Einsam inmitten einer Beziehung oder weil Sie keine haben, sich aber eine wünschen? Kommen Sie mit dem leeren Gefühl nach dem Tod eines geliebten Menschen nicht klar? Oder fühlen Sie sich alleingelassen, weil ein Mensch Sie verlassen hat? Fühlen […] Weiterlesen – ‘Warum die Einsamen aus aller Welt in ein irisches Dorf reisen’.
«Der Schrottplatz meines Vaters war ein Wunderland»
Adam Minter verbrachte seine Kindheit ­zwischen Autowracks und Kupferrohren. Heute ist er Buchautor und bereist die Welt auf den ­Spuren des Mülls. Die meisten Menschen, sagt er, hätten eine vollkommen falsche Vorstellung vom Recycling-Geschäft.
Herr Minter, viele Leserinnen und Leser werden diesen Artikel am Bildschirm lesen. Was passiert mit digitalen Geräten, wenn wir sie entsorgen? Das ist schwer vorherzusagen. Es kommt auf das Land, die Zeit, den Markt an. Welche Rohmaterialien es gerade braucht. Ein Laptop etwa besteht aus Plastik, Glas, Kupfer und vielen weiteren Metallen. Und gerade was […] Weiterlesen – ‘«Der Schrottplatz meines Vaters war ein Wunderland»’.
Der blaue Himmel – eine Alternative für Twitter
Warum Twitter (X) untragbar geworden ist.
Ich schaue mir, als ich gerade diese Zeilen schreibe, mein Twitter-Profil an. Ja, ich nenne es noch immer Twitter, den von Elon Musk verpassten Namen (X) benutze ich nicht. Daher aktualisiere ich die App auf meinem Handy seit der Umbenennung auch nicht. Dort sehe ich noch immer den hübschen blauen Vogel. Er gibt mir ein […] Weiterlesen – ‘Der blaue Himmel – eine Alternative für Twitter’.
FC Heimatlos
Es ist wieder losgegangen: Alle sprechen über den Schweizer Fussball. Unser Autor ist grosser Fussballfan, hat aber keinen Schweizer Herzensklub – und kann daher nicht mitreden. Deshalb will er sich einen Verein suchen. Geht das?
Im Keller unseres Hauses hing immer ein sieben Meter langes Poster. Darauf zu sehen eine Fussballmannschaft in Rot, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeness, Paul Breitner nahezu in Lebensgrösse, der FC Bayern also. Meine Mutter feierte zusammen mit Gerd Müller ihren 17. Geburtstag, weil sie wie der Jahrhundertstürmer in Nördlingen geboren wurde. Gerd Müllers erste Fussballschuhe hat […] Weiterlesen – ‘FC Heimatlos’.
Ich hatte in Sanremo zu tun …
...und bekam einen Panzer.
Ich hatte geschäftlich in Sanremo zu tun. Ist das nicht einer der schönsten Sätze, die man sich beruflich vorstellen kann? Ich finde, naturalmente. Ich reiste also mit der Bahn nach Ligurien, von vergangenem Samstag bis Mittwoch war ich dort. Am Montag, und vor allem um diesen Tag wird es sich heute drehen, wollte ich meinen […] Weiterlesen – ‘Ich hatte in Sanremo zu tun …’.
Sie nennen ihn Kinderkäse
Babybel hat einen miesen Ruf. Unser Käsekolumnist meint: zu Unrecht! Eine Ehrenrettung.
Kürzlich bin ich auf eine Fernreise gegangen, weit weg, für ein paar Wochen. Davor mussten noch die Reste vom Kühlschrank aufgebraucht werden. Das meiste wanderte in einen Salat, die Eier, die Tomaten, die Avocado und der Paprika. Alles andere gab ich einer befreundeten Bekannten, die in meiner Abwesenheit meine Pflanzen giesst. Interessant ist allerdings, was […] Weiterlesen – ‘Sie nennen ihn Kinderkäse’.
Das Solo-Fondue
Unser Käsekolumnist meint: Wenn es einem ganz kalt ums Gemüt ist, hilft Brot tunken – und ein ganz bestimmter Käse.
Wir sind uns hoffentlich einig, Fondue isst man nicht allein. Es ergibt, ich fühle mich dieser gefühlten Mehrheit zugehörig, keinen Sinn, einen Topf blubbernden Käse auf den Tisch zu stellen und ihn nicht für mindestens zwei, besser sogar mehr Personen zu decken. Doch was ist, wenn man einmal ganz spontan Lust auf geschmolzenen Käse hat? […] Weiterlesen – ‘Das Solo-Fondue’.
Say Cheese!
Käse spendet Wärme und Trost. Das glaubt zumindest unser Autor. In der ersten Folge seiner Kolumne fragt er sich, welchen Käse er probieren muss, um dem Geschmack eines Landes auf die Schliche zu kommen.
Wenn nichts mehr geht, geht Käse. Er ist oft mein letzter Ausweg, immer im Kühlschrank vorhanden, er ist da, wenn kein Mensch es ist. Er hat mannigfaltige Kräfte, kann etwa nicht nur schmecken und sättigen, sondern auch trösten. Mein Eindruck ist, ich bin nur von Menschen umgeben, die Käse schätzen oder wie ich sogar: lieben. […] Weiterlesen – ‘Say Cheese!’.
Kann Fussball zu schön sein?
War Fussball schon einmal problembelasteter als vor dem Start der WM in Katar? Gut, gibt es noch Klubs wie den Venezia FC. Die fussballverrückte Welt liebt deren Trikots, doch viele Venezianer und Venezianerinnen selbst verachten sie.
Die Fanshops von Fussballvereinen, egal ob in Mailand, München oder Zürich, sind kaufhausgrosse Orte, in denen die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zelebriert wird, ein aufgeregtes Treiben herrscht, hier die Schals, dort die Trikots, in der einen Ecke die Fussbälle, in der anderen die Arena-Sitzkissen, nahe der Kasse die Feuerzeuge und Handyhüllen mit dem Emblem, allerlei […] Weiterlesen – ‘Kann Fussball zu schön sein?’.
Als ich mit Roger Köppel Zug fuhr
Zürich – L.A. – München
Eigentlich hatte ich mir für diesen Newsletter eine Aufgabe gesetzt, nämlich gestern im Zug von Zürich nach München die «Weltwoche» zu rezensieren, sie erscheint, wie ich herausfand, immer donnerstags. Doch das Problem war – das hatte ich vorher nicht bedacht –, um sie gestern für heute zu rezensieren, musste ich sie ÖFFENTLICH im Zug lesen. […] Weiterlesen – ‘Als ich mit Roger Köppel Zug fuhr’.
Neutralität ist…
Der Krieg ist in seinem neunundneunzigsten Tag
Ich verabscheue Krieg. Ich verabscheue Gewalt, Mord, Vergewaltigungen, Diktaturen, Leid, Lügen und Waffenfirmen. Ich bin Pazifist. In Deutschland habe ich den sogenannten Wehrdienst, den es früher noch gab, aus diesen Gründen verweigert. Ich war also nicht beim Militär. Ich habe mich damals auf mein Gewissen berufen. Es ist eine Formalie gewesen. Aber eine, die mich, […] Weiterlesen – ‘Neutralität ist…’.
Krieg und Alltag
Der Schatten über den Dingen und mein Müesli
Fünf Wörter stehen zu Beginn dieses Newsletters, eine Frage. «Und wie war Ihr Tag?» Ist es Ihnen vielleicht eine zu persönliche Angelegenheit, darauf ehrlich zu antworten? Oder ist Ihnen die Frage schon zu nahe? Denn bekommt man sie nicht eigentlich von seinem Partner oder seiner Partnerin gestellt, wenn man abends heimkommt? Oder von guten Freunden […] Weiterlesen – ‘Krieg und Alltag’.
Meer-Pomm
Eigentlich wollte unser Autor nach Italien, wegen Corona verschlug es ihn aber an die Mecklenburgische Seenplatte. Sich hier ins eiskalte Wasser zu wagen, erfordert Vorbereitung – und Mut. Doch am Ende kommen Glücksgefühle auf wie an einem italienischen Strand
Plötzlich taucht dieses große, schimmernde Gewässer vor mir auf. Ich fahre rechts ran, laufe zum Wasser, so wie ich es schon als Kind am Meer immer gemacht habe. Vier Uhr nachmittags, eigentlich beste Badezeit, ich ziehe die Schuhe aus, spüre den Sand unter meinen Füßen und tauche den rechten großen Zeh ins Blau. Uff. Eiswürfelkalt! […] Weiterlesen – ‘Meer-Pomm’.
Meine italienische Reise
Unser Autor hatte die wunderbare Idee, sich in Sizilien einen alten Fiat 500 zu kaufen. Er fuhr damit quer durchs Land und über die Alpen bis nach Hause. Die abenteuerliche Reise brachte ihm die Seele Italiens und seiner Menschen näher. Ein gekürzter Auszug aus seinem neuen Buch
Einfachheit. Ist uns abhandengekommen. Sogar unsere Reisen sollen immer weiter wegführen, effizienter werden. Die Anreise soll kurz, der Aufenthalt lang sein. Kreuzfahrtschiffe, Boxspringbetten, Hotelburgen. All-inclusive. „Möchten Sie ein Mietwagen-Upgrade?“ Die größten Autos sind die beliebtesten. Wir wollen das Maximum. Gleiches gilt für den Innenraum der Fahrzeuge. Hunderte Schalter, Knöpfe, Hebel, das Auto blinkt, tönt und […] Weiterlesen – ‘Meine italienische Reise’.
Italien, wie früher
In einem alten Fiat von Sizilien gen Norden – der schönste Weg, um dieses Land kennenzulernen
Ein Kindheitstraum An dem Berg, an dem ich aufwuchs, dem Geistberg, gab es einen dicken Mann. Wir Kinder – es waren die 1980er und 90er, die Anfänge von Nintendos „Super Mario“ – nannten ihn Luigi. Luigi bekam den Namen verpasst, weil er jeden Tag auf dem Geistberg an uns vorbeifuhr: Der Mann war dick, das […] Weiterlesen – ‘Italien, wie früher’.
Vier Saiten Hölle, Vier Saiten Himmel
Unser Autor wollte auch einmal ein Instrument lernen. Mit null musikalischem Talent gesegnet, entschied er sich für die Ukulele, die als supereinfach gilt, und reiste nach Hawaii. Es veränderte sein Leben
Was ich lange verhindern wollte, wird gleich beginnen: ein Konzert. Und ich auf der Bühne, singend und ein Instrument spielend, über mir die Scheinwerfer, alle Augen auf mich gerichtet. Noch bin ich in einem Backstage-Raum und habe alle hinausgebeten. Endlich Ruhe. Ich trage ein buntes Hawaiihemd und lausche, was vor dem Vorhang auf der Bühne […] Weiterlesen – ‘Vier Saiten Hölle, Vier Saiten Himmel’.
Bis zum letzten Atemzug
Warum stirbt einer, der seinen Verein, den FC Bayern, immer geliebt hat wie kaum ein Zweiter, wenige Augenblicke vor dem Champions League-Triumph? Das Schicksal von Karl Maurer zeigt: Fußball kann den Tod nicht besiegen, uns im Leben aber eine Menge geben.
Normalerweise wäre Karl Maurer, Bayern-Mitgliedsnummer 3.167, seit 35 Jahren im Verein, aber eigentlich schon ein Leben lang, am Abend des Champions League-Finales 2020 im Stadion gewesen. Normalerweise hätte er mit seinen zwei Kindern und dem Bayern-Fanclub Nord-Ries 1980 auf den Rängen gestanden, sich in den Armen gelegen, hätte den Spielern des FC Bayern nach dem […] Weiterlesen – ‘Bis zum letzten Atemzug’.
Gotteskinder
Mucki Pinzner wollte mehr sein als nur ein Mensch. Grenzenlos. Herr über Leben und Tod. Zwei Frauen folgten ihm bis zum großen Abgang
Der Burgtorfriedhof in Lübeck dürfte bereits einige Inszenierungen erlebt haben, nicht wenige Schauspieler und Schriftsteller wurden hier in den Gruften und Gräbern beigesetzt. Im Oktober 1986 trägt sich aber etwas zu, das einmalig in seiner Geschichte sein dürfte. Gott lässt sich begraben. Der Mann, der an diesem Tag beerdigt wird, schrieb über sich, dass er […] Weiterlesen – ‘Gotteskinder’.
Hin oder weg?
Die eine Stadt fühlt sich wie zu Hause an. Die andere nicht aber für sie sprechen Studienplatz, Job oder Liebe. Woher weiß man, welcher Ort der richtige für einen ist? Und kann man sich aussöhnen mit einer Stadt, in der man eigentlich nie leben wollte? Ein Essay
Es passt nicht zwischen uns. Sie ist weder sensibel noch sinnlich, und besonders sympathisch ist sie auch nicht. Ich empfinde sie immer als zu kühl. Lebensfreude kann ich an ihr kaum entdecken, und ihr Äußeres empfinde ich sogar als hässlich, obwohl das viele Menschen anders sehen. „Ich kann mit ihr nicht zusammenleben“, denke ich seit […] Weiterlesen – ‘Hin oder weg?’.
Eine Raumsonde schwebt über uns
Konstantin Gropper aka Get Well Soon und sein Sound of Refugees
Es gibt internationale Popstars, Beyoncé etwa, deutsche Popgrößen, Sido und Tocotronic vielleicht, überflüssige Kollegen wie Kollegah und dann noch die Größen jenseits dieser Aufmerksamkeitsschwelle und unter ihnen ist Konstantin Gropper seit Jahren einer der aufregendsten. Daher, für alle, die sich fragen: Konstantin who?, kurzes Update: 2008 schwebte Gropper, der seine Band Get Well Soon nennt, […] Weiterlesen – ‘Eine Raumsonde schwebt über uns’.
Bei den wilden Kerlen
Nach dem unverhofften Olympia-Silber rüsten sich die deutschen Eishockeyspieler nun für die WM. Über ein Team, das Großes vorhat – sich aber neu finden muss
Sie sind wenige Momente vom olympischen Finale entfernt, der Kommentator zählt die Sekunden herunter: „3, 2, 1 … wenn das ein Traum ist, dann nicht aufwecken. Es ist Realit …“ Marco Sturm, Deutschlands Eishockey-Nationaltrainer, schaltet den Fernseher aus. Er und sein Team wurden an diesem Dienstagnachmittag in ihrem Büro in den Katakomben des Berliner Wellblechpalasts […] Weiterlesen – ‘Bei den wilden Kerlen’.
Los Angeles, New York, Düsseldorf
Vor sechs Jahren löste sich das LCD Soundsystem auf, jetzt ist es zurück und beweist: Auch Langeweile kann reinhauen
Die Platte beginnt wie auf einer elektronischen Baustelle, hämmernd, klopfend, dann setzt der Moroder-Sequencer des Synthesizers ein, man wähnt sich plötzlich auf einem dieser Highways in Los Angeles, die Sonne knallt, die Zugluft kühlt, James Murphy erzählt mehr, als dass er singt: „Oh Baby“; plötzlich Schnitt: Highway gone, ein Mann, eine Frau in zerwühlten, weichen […] Weiterlesen – ‘Los Angeles, New York, Düsseldorf’.
Die Young Fathers aus Schottland überzeugen als sentimentale Männer (sehr sentimentale)
Während der Debatte um #MeToo ging es auch um die Frage, was für Männer wir sein sollen und wollen. Viele äußerten sich gar nicht oder nur defensiv zu den Erfahrungen, von denen Frauen berichteten. In dieser Zeit bringen drei Schotten, die Young Fathers, ein Album namens „Cocoa Sugar“ heraus. Auf dem Cover ein Foto, das […] Weiterlesen – ‘Die Young Fathers aus Schottland überzeugen als sentimentale Männer (sehr sentimentale)’.
Klänge aus der Arche Noah
Wer gelangweilt ist von der Frage, welches Genre gerade angesagt ist, hört am besten: Superorganism. Die Band schwebt über allem
Wie stellt man sich die Zukunft des Pop vor? Es ist ja alles aus den Angeln gehoben: Indie ist oll, heißt es. Electro ein ewiges Prasseln, Fiepen, Stampfen, und Hip-Hop auch nur selten überraschend. Trap, den heißen Scheiß gerade, verstehen nur wenige Menschen, der Rest holt sich ein Geschwür. Und nun? Ziehen wir uns wie […] Weiterlesen – ‘Klänge aus der Arche Noah’.
„Wir haben eine Verwandtschaft. Wir haben etwas zu sagen. Wir sind keine eindeutigen Typen.“
Gitarrenmusik ist heute ziemlich unpolitisch, während Hip-Hop sich immer lauter einmischt. Oder? Die Rapper von Zugezogen Maskulin und der Alt-Punk Schorsch Kamerun über sich selbst und den Generationenunterschied in Pop und Politik
Einer der popkulturell wichtigsten Orte Hamburgs befindet sich in einem Hinterhof in der Innenstadt: das Label Buback, das für einen gesellschaftskritischen, unbequemen Sound steht. Anfangs erschien hier Punk (etwa von der Band Angeschissen), später Gitarrenmusik von Tocotronic oder Die Türen, seit den Beginnern auch Hip-Hop. An dieser Entwicklung lässt sich eine große Veränderung im Pop […] Weiterlesen – ‘„Wir haben eine Verwandtschaft. Wir haben etwas zu sagen. Wir sind keine eindeutigen Typen.“’.
Tanz den Eidinger
Die Formel „Der Eidinger geht immer“ hat sich etabliert. Jeder liebt den Schauspieler: das „Tatort“-Publikum, das Feuilleton, Mädchen wie Frauen, Jungs wie Männer, Models wie Mütter. Man könnte Küchenrollen-Zellstoff mit seinem Konterfei bedrucken lassen, sogar Frank Castorf fände das cool. Nun erscheint Eidingers Platte „I’ll Break Ya Legg“ , ein Re-Release, 1998 schon mal veröffentlicht. […] Weiterlesen – ‘Tanz den Eidinger’.
Ein Arzt und Vater
Jean-Claude Romand ist Mediziner, Forscher, Dozent, hat eine Frau und zwei Kinder. Er lebt in einer großartigen Welt. Nur eines fürchtet er so sehr, dass er bereit ist, es mit allen Mitteln zu bekämpfen: die Wahrheit
Madame und Monsieur Romand, deren Leben es ist, sich um Forst und Boden im französischen Jura zu kümmern, sind stolz auf ihr einziges Kind, erzählen gern den Nachbarn von ihrem Sohn. Er, den sie 1954 zur Welt brachten, hat es in ihren Augen geschafft. Er hat studiert, ist ein anerkannter Mediziner und Forscher geworden, berät […] Weiterlesen – ‘Ein Arzt und Vater’.
Nachricht von Sam
Seit sein Hund gestorben ist, drückt unseren Autor ein Phantomschmerz. Er hätte gern ein Haustier, hat aber keine Zeit dafür. Dann klopft ein Eichhörnchen an sein Fenster
Es ist Sommer, und unsere Beziehung beginnt ungut. Ich erwarte Gäste, koche Pasta salsiccia und will mir Rosmarin, Thymian und Basilikum aus den Terrakotta-Töpfen vom Fensterbrett holen. Doch jemand hat sich an meinem in Ligurien selbst ausgegrabenen Rosmarinstock vergangen. Ein kümmerliches Ästchen ist geblieben. Der Rest: säuberlich vom Stamm abgetrennt und verschwunden. Ein paar Abende […] Weiterlesen – ‘Nachricht von Sam’.
Abseits
Als andere Fußballer große Siege feierten und Titel sammelten, musste er zuschauen. Denn İlkay Gündoğan, einst die deutsche Mittelfeldhoffnung, war über Jahre hinweg immer wieder schwer verletzt. Nach einem Kreuzbandriss kämpft er sich nun zurück. Vor ihm liegt die entscheidende Saison seiner Karriere
Wenn man Zeit mit İlkay Gündoğan verbringt, fällt oft das Wort »normalerweise«. Normalerweise hätte er sich an diesem Tag im Mai mit seinem Team, Manchester City, vor dem Spiel zum Aufwärmen getroffen. Normalerweise würde er später im Stadion beim Spiel gegen West Bromwich auf dem Platz stehen, es ist die letzte Chance seiner Mannschaft auf […] Weiterlesen – ‘Abseits’.
„Ich habe nichts gegen einen Vizekanzler Özdemir – aber auf keinen Fall unter Angela Merkel.“
Die Lehrerin und ihr Rebell. Ohne sie gäbe es den Politiker Cem Özdemir wohl nicht. Die pensionierte Pädagogin Ursula Mogg diskutiert mit ihrem einstigen Schüler über Flegeljahre, Integration und die Bedeutung von Vorbildern
Ursula Mogg, 79, stellt einen Korb mit Brezeln auf den Tisch, fein säuberlich mit Butter bestrichen. Sie rückt die Teller ihres Sonntagsgeschirrs zurecht, als sie aufhorcht. Zwei schwere Limousinen erklimmen die Anhöhe zu ihrem Haus in Bad Urach, mitten in der Schwäbischen Alb. „Die Vorhut, der Staatsschutz“, sagt sie, und überprüft, ob die Messer auf […] Weiterlesen – ‘„Ich habe nichts gegen einen Vizekanzler Özdemir – aber auf keinen Fall unter Angela Merkel.“’.
Orchester unter der Discokugel
Nach vier Jahren kehren Arcade Fire mit ihrem Album „Everything Now“ zurück. Es zeugt von Größe, nicht von Größenwahn
Musikmagazine nannten sie, nachdem sie vor 15 Jahren anfingen, bald die größte Indieband der Welt. Ihre ersten Alben wurden zu Fixsternen des Pop erklärt. David Bowie liebte ihre Songs. Gewöhnliche Menschen, darunter der Autor dieser Zeilen, traten in Zeiten der Kirchenaustritte in ihre Kirche ein, schrieben in den sozialen Netzwerken in ihre Profile unter „Religiöse […] Weiterlesen – ‘Orchester unter der Discokugel’.
Verachtet, verletzt, verehrt
Édouard Louis führt mit seinen Büchern einen Kampf: für die Abgehängten, die Outsider, die Vergessenen und gegen die Strukturen, die diese Menschen an den Rand drängen. Einst war er selbst einer von ihnen, heute ist er in der Pariser Bourgeoisie angekommen. Das macht es nicht leichter
Edouard Louis greift über den Tisch, nimmt dem Reporter den Block ab. Davor hatte man knapp zwei Stunden ein gutes Gespräch. Es wurde gescherzt und gelacht. Aber vor allem: Man hatte einen ähnlichen Blick auf die Welt. Nun, während Louis Augen über die Fragen rattern, kippt die Stimmung am Tisch. Louis sagt, er möchte nicht […] Weiterlesen – ‘Verachtet, verletzt, verehrt’.
Klänge aus der Arche Noah
Wer gelangweilt ist von der Frage, welches Genre gerade angesagt ist, hört am besten: Superorganism. Die Band schwebt über allem
Wie stellt man sich die Zukunft des Pop vor? Es ist ja alles aus den Angeln gehoben: Indie ist oll, heißt es. Electro ein ewiges Prasseln, Fiepen, Stampfen, und Hip-Hop auch nur selten überraschend. Trap, den heißen Scheiß gerade, verstehen nur wenige Menschen, der Rest holt sich ein Geschwür. Und nun? Ziehen wir uns wie […] Weiterlesen – ‘Klänge aus der Arche Noah’.
Ist das Kunst, oder kann ich weg?
Unser Autor hat ein Gemälde ersteigert, versteht es aber nicht. Er gibt sich ein Jahr Zeit, die Welt der Kunst zu begreifen, auf allen erdenklichen Wegen.
Hätte ich mich nicht vor einem Jahr mit einem Freund getroffen, wären wir nicht von Bar zu Bar gezogen, hätten wir nicht mehrere Whisky Sour zu uns genommen, hätte ich nun kein Problem. Doch seit diesem Abend habe ich eines: Ich besitze Kunst, richtige, wahrhaftige Kunst. Als solche wurde sie mir zumindest verkauft, für 1800 […] Weiterlesen – ‘Ist das Kunst, oder kann ich weg?’.
Auf ein Glas mit … Markus Frohnmaier, AfD
NEON trifft bis zur Wahl junge Politiker dort, wo sie offen reden: in der Kneipe. Frauke Petry nennt ihn „Kampfzwerg“ , er hetzt gegen Flüchtlinge und geht gerne in Shisha-Bars. Wie passt das zusammen?
Markus Frohnmaier hustet, er hat sich an der Shisha, Geschmack Blueberry-Mint, verschluckt. Es wird ihm an diesem Stuttgarter Sommerabend, an dem 140 Euro, nun ja, versoffen werden, zweimal passieren. Frohnmaier, 25, Vorsitzender der Jungen Alternative, hustet nicht, weil einem AfDler der Umgang mit einer arabischen Wasserpfeife Probleme bereitet. Im Gegenteil, er ist Stammgast in dieser […] Weiterlesen – ‘Auf ein Glas mit … Markus Frohnmaier, AfD’.
Er war immer da, wenn man ihn brauchte. Er gab Mut, wenn man mutlos war. Er war wie ein Freund
Ist Morrissey das mit seiner neuen Platte noch immer?
Es ist kompliziert geworden mit einem Freund, mit Morrissey, dem ehemaligen The-Smiths-Sänger. Jahrzehntelang war er da gewesen, irgendwo hatte man ihn aufgelesen, hatte wahrscheinlich leicht einen sitzen, grämte sich wegen der Liebe, brauchte Trost und Mut und wurde umarmt von seinen Songs. Vielleicht hieß es „Life is a pigsty“, vielleicht „You have killed me“, vielleicht […] Weiterlesen – ‘Er war immer da, wenn man ihn brauchte. Er gab Mut, wenn man mutlos war. Er war wie ein Freund’.
Auf die rechte Tour
Sie sprechen nicht mit der "Lügenpresse", sondern hetzen in Internetforen. Wer also sind die neuen Rechten wirklich? Was passiert, wenn man eine Woche auf engstem Raum mit ihnen verbringt? Ein NEON-Reporter verreiste mit den Lesern von "PI-News", Deutschlands einflussreichster rechter Website. Ausgerechnet nach Israel
Mit unterdrückter Nummer beginnt die Reise in eine Parallelwelt. Eine kräftige Stimme mit hanseatischer Färbung meldet sich und sagt: „Guten Abend, ich bin Mr. Merkava von der ‚PI-News‘-Leserreise.“ PI steht für Politically Incorrect, das rechtsgerichtete Blog gehört mit 100 000 Lesern pro Tag zu den einflussreichsten in Deutschland. Es gilt als Pegida-Leitmedium. Ab und zu besuche […] Weiterlesen – ‘Auf die rechte Tour’.
Die Wutbremsen
Als Spitzenpolitiker muss man in Deutschland heute schon viel aushalten. Aber wie ist das erst für diejenigen, die Tag für Tag die erste Welle von Zorn, Enttäuschung und Empörung brechen? In den Vorzimmern der Mächtigen lernt man, wie man mit Verschwörungstheoretikern und besorgten Bürgern umgeht ohne dabei den Verstand zu verlieren. NEON hat Social-Media-Manager und Büroleiter der großen Parteien an einen Tisch gesetzt.
Als Spitzenpolitiker muss man in Deutschland heute schon viel aushalten. Aber wie ist das erst für diejenigen, die Tag für Tag die erste Welle von Zorn, Enttäuschung und Empörung brechen? In den Vorzimmern der Mächtigen lernt man, wie man mit Verschwörungstheoretikern und besorgten Bürgern umgeht ohne dabei den Verstand zu verlieren. NEON hat die Social-Media-Manager […] Weiterlesen – ‘Die Wutbremsen’.
Herr Bischoff hört nicht auf zu lieben
Fast jeder von uns hat schon einmal unter einer ­Trennung gelitten. Es heißt, die Zeit heile alle Wunden. Aber was ist, wenn die Zeit selbst zur Wunde wird?
Ralph Bischoff, 61, wohnt in einem Museum der Gefühle. An der Fensterfront seines Wohnzimmers steht ein grauer Commodore 128D, ein Personal Computer aus dem Jahr 1985. Natürlich funktioniere dieses Ungetüm noch, sagt er: „Das war ja das Topmodell damals.“ Zu jener Zeit, als Datenträger noch Disketten und Kassetten hießen – sie stapeln sich noch überall […] Weiterlesen – ‘Herr Bischoff hört nicht auf zu lieben’.
Ingeborg-Bachmann-Pop
Die Band Die Heiterkeit hat viele musikalische Vorbilder. Aber ihr größter Einfluss ist die Lyrik der Liebe.
Während die Schlichtheit einer Band namens AnnenMayKantereit überall zum Maßstab aller Dinge erhoben wird, werden wesentlich spannendere und musikalisch komplexere Künstler zu Unrecht vernachlässigt. Aufmerksamkeit ist ein wertvolles Gut und die bekommen am Ende immer angehende „ZDF-Fernsehgarten“-Bands. In diese Welt wird die 2010 in Hamburg gegründete Gruppe Die Heiterkeit zum Glück nie vorstoßen. Entgegen ihrem […] Weiterlesen – ‘Ingeborg-Bachmann-Pop’.
„Ich möchte ein gutes Leben führen – das funktioniert hier nicht mehr.“
Die Türkei ein Land auf dem Weg in die Diktatur? Wir haben uns in Istanbul mit Künstlern und Intellektuellen getroffen und sie nach ihrem Alltag und ihren Hoffnungen gefragt. Fast alle haben nur ein Ziel: nichts wie weg.
Auf der bekanntesten Straße der Stadt, der Istiklal Caddesi, stehen schwer bewaffnete Polizisten vor panzerartigen Wasserwerfern. Im März sprengte sich hier, ein paar Hundert Meter vom Taksim-Platz entfernt, ein Selbstmordattentäter des IS in die Luft. Fünf Menschen starben. Nun laufen wie jeden Tag wieder Tausende Touristen und Einheimische mit ihren Einkaufstüten in Richtung Gezi-Park. Hippies […] Weiterlesen – ‘„Ich möchte ein gutes Leben führen – das funktioniert hier nicht mehr.“’.
Freedom 2016
Die Techno-Supergroup Moderat ist noch immer fantastisch. Ihr neues Album liefert aber auch Politik und George-Michael-Soul.
George Michael ist in der Versenkung verschwunden. Wir hören von ihm nichts mehr. Viele kennen ihn vielleicht nicht einmal, diese Popinstanz der 90er Jahre. 2004 erschien sein letztes richtiges Album, aber eigentlich ist es doch vielmehr so: George Michael stopped being George Michael. Nur manchmal poppt einer seiner alten Songs in unserer neuen Welt auf, […] Weiterlesen – ‘Freedom 2016’.
Mein Vater, das Volk
Schon immer war der Vater unseres Autors konservativ, aber nie extrem in seinen Positionen. Dann klingelt das Telefon. Er wolle zu einer Kundgebung, auf der Frauke Petry spricht. Unser Autor macht sich Sorgen und begleitet ihn. Eine Begegnung mit einem politisch irritierten Mann, der für ein ganzes Land steht.
Meinen Vater und mich eint vieles, uns trennen aber auch Welten. Unsere gemeinsame Vorliebe für Münchner Biergärten, unsere Hingabe für einen Fußballverein im Süden Deutschlands, unsere Sturheit und unsere gescheiterten Beziehungen zu Frauen. Seit ich denken kann, ist mein Vater aber auch der CSU und ihrer großen Schwesterpartei, der CDU, sehr nahe. Bayern ist für […] Weiterlesen – ‘Mein Vater, das Volk’.
Familie Okawara macht weiter
Erdbeben, Tsunami, Super-GAU vor fünf Jahren wurde Fukushima zum Katastrophengebiet. Dort Gemüse anzubauen, an sich undenkbar. Viele Bauern gaben auf, ein Biohof nicht.
Und plötzlich ist da dieser giftige Gedanke, von dem hier auf diesen Feldern fast jeder Mensch befallen wird. »Esst nicht davon, rührt’s auch nicht an, dass ihr nicht sterbt«, flüstert es tief in einem drin, als der 1,60 Meter große Bauer Shin Okawara den Apfel vom Baum schraubt und einem in die Hände drückt. Dabei […] Weiterlesen – ‘Familie Okawara macht weiter’.
„Abe, hau ab!“
Das pazifistische Japan erlebt eine Zäsur: Regierungschef Shinzo Abe setzte gegen den Willen der Bevölkerung durch, dass sich das Land an Kriegseinsätzen beteiligen darf. Dagegen kämpft eine Bewegung namens Sealds. Ohne Demut vor Hierarchien und mit Sonic-Youth-Shirts.
Eine lange Schlange bildet sich vor einem Club in Shibuya, wo sich Nacht für Nacht das junge Tokio trifft. Im Inneren ist kein Durchkommen mehr. Der DJ hat einen Drink in der Hand und qualmt wie ein Schlot, aber die vielen Menschen sind nicht seinetwegen gekommen, sondern um zu protestieren. Der Grund ist ein Gesetz, […] Weiterlesen – ‘„Abe, hau ab!“’.
Zurück in die Zukunft!
The Notwist sind ein deutscher Pop-Mythos und bestanden aus den Acher-Brüdern und Console. Der stieg nun aus. Cico Beck soll ihn ersetzen. Geht das gut?
Vor gut vier Jahren, als er noch nicht Teil eines Mythos war, sondern einer von vielen jungen Musikern, die viel Talent und glücklicherweise einen Onkel haben, der Musiklehrer ist, hatte Cico Beck gerade bei einem kleinen Münchner Label seine erste Platte aufgenommen: Man hörte Loops und Kringel, den warmen Sound und eine dennoch klare Struktur, […] Weiterlesen – ‘Zurück in die Zukunft!’.
Empört euch endlich!
Schweizer Prominente wie Roger Federer schweigen zum Wahlkampf. Mit einem offenen Wort würden sie zwar Fans verlieren, aber an Grösse gewinnen.
Roger Federer war noch von der Partie gezeichnet, als er auf der Pressekonferenz überraschend nach seinem Eindruck vom Schweizer Wahlkampf gefragt wurde. «Die SVP», begann er, «ist doppeltes Gift für unser Land. Einerseits werde ich auf meinen Reisen immer wieder auf deren Kampagnen angesprochen. Andererseits vergiftet sie damit uns Schweizer selbst. Schön, dass Sie fragen, […] Weiterlesen – ‘Empört euch endlich!’.
Wir Serientäter
Nie waren TV-Serien besser. Nie spielten sie eine wichtigere Rolle im Sozialleben. Um sie genießen zu können, braucht man aber auch eine gewisse Entspanntheit.
Was ist bloß in den vergangenen Jahren passiert? Ein guter Freund erzählt, immer wenn man ihn trifft, diese oder jene neue Serie müsse man sich unbedingt ansehen. Er klingt dabei stets dringlich. Eine Freundin quengelt seit Monaten am Telefon, ob man nun endlich über die zweite Staffel »Borgen« hinausgekommen sei. Sie habe da was zu […] Weiterlesen – ‘Wir Serientäter’.
Cool in der DDR
Breakdancer in Dessau, Skateboarder in Ostberlin, Hippies in Dresden - warum beschäftigen sich so viele Filme und Bücher 25 Jahren nach dem Ende der DDR mit deren Underground?
Anfang der 1980er Jahre: triste Wohnblöcke, eine brennende Abfalltonne, Hip-Hop aus dem Ghettoblaster, zwei B-Boys tragen Sneaker und Trainingsanzüge, feuern kraftstrotzende Gesten ab, hinter ihnen ihre Gangs ein ganz normaler Breakdance-Battle in Dessau. Moment mal: in Dessau? 80er-Jahre-Beats, Reime und weite Hosen verortet man ja eher in der New Yorker Bronx, der Geburtsstätte des Hip-Hops, […] Weiterlesen – ‘Cool in der DDR’.
„Mein Aufstieg war möglich, aber zu schwer“
Bildungschancen sind in Deutschland ungerecht verteilt. Sieben prominente Bildungsaufsteiger, so etwa Frank-Walter Steinmeier, Cem Özdemir und Pinar Atalay, erzählen, wie sie es dennoch schafften.
Vor zwei Jahren erschien eine ZEIT-Titelgeschichte (Nummer 05/2013) namens „Ich Arbeiterkind“. Der Text erzählte von einem Schulsystem, in dem die Chancen ungerecht verteilt sind. Er zitierte Studien, die belegen, dass Kinder von Nichtakademikern viel seltener eine Universität besuchen als Kinder von Akademikern. Und er handelte auch von mir und meinen Erfahrungen als „Arbeiterkind“, als Sohn […] Weiterlesen – ‘„Mein Aufstieg war möglich, aber zu schwer“’.
Super-Nerd
Zwischen Island und Sizilien: Das Münchener Konzert von Erlend Oye
Der Mann auf der Bühne der Kongresshalle hat seine Phasen, ganz klar: Erst war er bekannt als singender DJ, in seiner Kings of Convenience-Zeit versuchte er sich an leiseren Tönen und von 2006 bis 2014 schuf er als Whitest Boy Alive den Indie-Rave-Pop. Heute klingen die ersten Minuten von Erlend Oyes neuestem Werk „Legao “ […] Weiterlesen – ‘Super-Nerd’.
Makatsch wie sie singt und kotzt
Inspiriert von "Hangover", Heike Makatsch in der Hauptrolle - so ein Film könnte funktionieren. Lars Beckers Beziehungskomödie im ZDF allerdings fühlt sich an wie der Blues nach einem Glas Schnaps zu viel.
Es gibt Menschen hierzulande – meistens Männer -, die sogar noch bei einer Frau über einer Kloschüssel Klasse entdecken, vorausgesetzt, Heike Makatsch spielt diese Rolle. Im ZDF-Film Wir machen durch bis morgen früh von Regisseur Lars Becker dürften sich aber sogar Hardcore-Fans von Makatsch gelangweilt abwenden. Eine Stunde und 29 Minuten Langeweile, kein Spannungsbogen, keine […] Weiterlesen – ‘Makatsch wie sie singt und kotzt’.
Es ist nicht vorbei
Als Mitch McDeere musste sich Tom Cruise vor zehn Jahren vor der Mafia fürchten. Nun läuft John Grishams "Die Firma" als Fernsehserie - kratzt aber zu sehr an der Oberfläche.
Mitch McDeere, Junganwalt einer wichtigen Kanzlei in Memphis, besucht zwei Mafiabosse in ihrem Zuhause. Er spricht, die Moroltos hören zu. Er erklärt ihnen, dass seine Kanzlei über Jahre überhöhte Rechnungen ausstellte – und dass sie, die Mafiapaten aus Chicago, Opfer dieser Gaunerei sind. Worüber der Harvard-Absolvent nicht spricht, ist das eigentliche Verhältnis der Kanzlei zu […] Weiterlesen – ‘Es ist nicht vorbei’.
Größer als die Angst
Mehmet Kurtulus hatte als „Tatort“-Kommissar einen guten Job. Er wollte mehr, riskierte alles, zog nach Los Angeles. Jetzt spielt er in einem Actionfilm den Gegner von Samuel L. Jackson. Eine Begegnung
Die letzte Nachricht, die von Mehmet Kurtulus nach seinem Abschied als Tatort -Kommissar verlautbarte, war, dass er sich auf „seine internationale Karriere“ konzentrieren möchte. Fast zwei Jahre ist das her. Es gab somit nicht wenige, die glaubten, dass er den wohlbekannten Part zahlreicher deutscher Schauspieler einnehmen werde, die das vor Kurtulus versuchten: reumütig zurückzukehren; vielleicht […] Weiterlesen – ‘Größer als die Angst’.
Strandmanöver
In St. Peter-Ording hat ein Hotel eröffnet, das die Surferszene ansprechen will. Die aber fühlt sich woanders wohler: direkt am Wasser
Den ersten Surfer entdeckt man erst nach fast zwei Tagen. Er ist so, wie man ihn sich vorstellt, sehnig und kräftig zugleich, Sixpack, Surferhose über die Knie, fokussierter Blick, in seinen Augen glaubt man den Ozean erspüren zu können. Sein Name ist Kelly, er ist US-Amerikaner und auf einer Tapete in Zimmer Nummer 152 zu […] Weiterlesen – ‘Strandmanöver’.
Alles über mich
Egal, über welchen Prominenten Mark van Huisseling schreibt, er schreibt vor allem über sich selbst. So möchte der Journalist Glamour in die vermeintliche Schweizer Langweiligkeit bringen. Dafür erntet er Zuneigung aber auch Hass. Ein Treffen in Zürich
Wenn man einem Land und seinen Bewohnern keine Allüren zuschreiben mag, dann der Schweiz. Hat sie doch einen Promi von Weltruhm wie den Tennisspieler Roger Federer, dann kommt der eher diskret rüber. Welchen Ansatz wählt man aber, wenn man hauptsächlich über Prominente schreibt – ausgerechnet in der Schweiz? Man sucht sich internationale Berühmtheiten. Und: Man […] Weiterlesen – ‘Alles über mich’.
Die Krankenschlepper
Dubiose Agenturen vermitteln ausländische Patienten nach Deutschland. Hiesige Kliniken zahlen dafür
Ruslana Fadiwa tanzt. Und ihre Großeltern schauen zu. Klavdia Petrowa, 65, und ihr Mann Leonti Fadiw, 62, stehen in der Turnhalle von Joschkar-Ola, einer Stadt, 700 Kilometer östlich von Moskau. Während ihre achtjährige Enkelin den ersten großen Gymnastikwettbewerb absolviert, sprechen die Großeltern über einen Ort, an dem sie selbst noch nie waren: Düsseldorf. »Weißt du […] Weiterlesen – ‘Die Krankenschlepper’.
Unendliche Geschichten
Mit seinem Magazin „Reportagen“ wagt Daniel Puntas Bernet etwas, das in Zeiten der Printkrise fast verrückt klingt: Er lässt sein Heft in Leinen binden, verzichtet auf Fotos und setzt auf seitenlange Texte. Zu Besuch in seiner Berner Denkfabrik
Daniel Puntas Bernet ist Handlungsreisender derzeit, so wie es sich für einen Geschäftsmann geziemt, der in Sachen Reportagen unterwegs ist. Ein Reporter muss schließlich unterwegs sein. So einfach ist es aber nicht, denn das Wort „Reportagen“ ist im Fall Bernet doppeldeutig. Es ist einerseits die große Disziplin des geschriebenen Journalismus, anderseits seit Oktober 2011 der […] Weiterlesen – ‘Unendliche Geschichten’.
Faust in die Fresse
Die Augsburger Band „Misuk“ vertont auf eigenwillige Art Texte von Bertolt Brecht. Und es scheint, als fühle sich ihre Sängerin Eva Gold in Brechts Zeit ausgesprochen wohl
Im Café Dichtl könne man sich treffen, sagt sie. Obwohl sie neulich vernommen habe, dass die alte Augsburger Café-Institution häufig von Lokalpolitikern aufgesucht werde. Seither habe das Dichtl bei ihr ein wenig an Glanz verloren. Und bei Eva Gold, 29, und ihrer Band Misuk dreht sich vieles um Glanz, was wiederum ganz hervorragend zu Eva […] Weiterlesen – ‘Faust in die Fresse’.
Ich Arbeiterkind
Unser Autor kommt aus einer Arbeiterfamlie. Abitur und Studium waren auf seinem Weg nicht vorgesehen. So sieht das zumindest unser Bildungssystem
Sie nennen mich Arbeiterkind: die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder von der CDU, der ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt, die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, der Grünen-Chef Cem Özdemir. In einem seltenen, Parteien und Weltanschauungen übergreifenden Konsens finden sie alle denselben Begriff, wenn sie von Leuten wie mir sprechen. Ich bin jetzt 32 Jahre alt, und das Wort Arbeiterkind begleitet mich […] Weiterlesen – ‘Ich Arbeiterkind’.
Was hast du mir denn mitgebracht?
Aus der SZ-Reihe: Eine Reise geht so schnell zu Ende, und die Erinnerungen verblassen auch immer sofort. Also bringen wir öfter mal etwas mit und stellen unsere Fundstücke vor. Diesmal: Samen vom Joshua Tree
Ein Souvenir ist ja immer irgendwie auch ein Kulturaustausch. Ein Ding, von irgendwoher mitgebracht, an einen anderen Ort verpflanzt. Verpflanzt ist bei diesem Souvenir eigentlich schon ein gutes Stichwort. „Grow your own GIANT Joshua Tree“, steht auf dem Päckchen, das im Shop am Eingang des Joshua-Tree-Nationalparks in Kalifornien ausliegt. Der Hobbygärtner in einem schlägt sofort […] Weiterlesen – ‘Was hast du mir denn mitgebracht?’.
Ein Abend in Samt
First Aid Kit und Conor Oberst treffen in der Kongresshalle aufeinander
Girls first, denn es ist ein Konzertabend, den Klara und Johanna Söderberg eröffnen, während sich Indie-Darling Conor Oberst hinter der Bühne der Kongresshalle versteckt hält. Die Frage war, ob Oberst später genauso verhuscht – das kennt ja man von ihm – wie die Söderbergs in ihren roten Kleidchen auftreten würde. Die Schwedinnen namens First Aid […] Weiterlesen – ‘Ein Abend in Samt’.
Alles für den Frieden
Bei Sat 1 ist Henning Baum „Der letzte Bulle“. Frauenzeitschriften preisen ihn als richtigen Kerl im Fernsehgeschäft. Stimmt das? Eine Begegnung in der Boxhalle
Henning Baum, geboren 1972, schlägt die Klobrille so, wie er auch als der letzte Bulle Mick Brisgau in der gleichnamigen Serie auf Verbrecherjagd geht – rabiat. Es kracht. Das Geräusch wirft in dem kleinen Toilettenraum die Frage auf, ob die Brille jetzt mit dem Fuß nach oben gekickt oder doch eher mit den Händen nach […] Weiterlesen – ‘Alles für den Frieden’.
Und wären wir Helden, für einen Tag!
Ein Film nähert sich dem Künstler David Bowie – sexy, kryptisch und mit einer Frau in der Hauptrolle. Zu sehen gibt es „Dave“ im Internet, dem oft besseren Fernsehprogramm dieser Tage
Es ist ein Film, zu dem man tanzen möchte. Ein Film, dessen Tonspur eine wunderbar abgemischte David-Bowie-Disco ist. Liefe der Film im regulären Programm deutscher Sender, würde man den Mut der Programmverantwortlichen preisen; er ist aber nur im Internet verfügbar, dem oft besseren Fernsehprogramm dieser Tage. Das geht einem gleich zu Beginn des Films Dave […] Weiterlesen – ‘Und wären wir Helden, für einen Tag!’.
Kringeltanz
Die kanadische Band Stars fasziniert im Feierwerk
Stellt man sich die Welt des Pop als eine Kugel vor, dann wäre die Musik der kanadischen Band Stars Teil dieser kleinen, schimmernden Stelle an der Oberfläche dieser Kugel. Die Stelle, an der sich das Licht spiegelt, sich bricht und die man deswegen immer mit einem weichen Tuch aufpolieren möchte, obgleich es eh bereits die […] Weiterlesen – ‘Kringeltanz’.
Das Haus des grünen Geistes
In Zürich isst man traditionell gerne rohes Fleisch oder Geschnetzeltes. Gerade dort steht das älteste vegetarische Restaurant der Welt
Das Haus duftet. Etwa 50 Meter davor, dahinter, links und rechts davon – wahrscheinlich hängt die Aromawolke sogar über dem Dach des Anwesens in der Sihlstraße 28 und vermengt sich dort mit dem Himmel über Zürich. Der Inhaber des Hauses sagt, diese Note aus Kreuzkümmel, Kurkuma und verschiedenen Currys sei nicht zu leugnen. Und da […] Weiterlesen – ‘Das Haus des grünen Geistes’.
In der Badewanne
Beach House plantscht im Seifenblasen-Pop
Es ist also ein Pflichttermin geworden, und natürlich sind sie alle da – die Hipster, die Pärchen, die Schwabinger und die Moosburger, die Menschen aus dem Radio und die aus ihrem geschriebenen Gegenüber, dem Feuilleton. Alles also, was man immer etwas despektierlich „Szene“ nennt. Sie gibt sich ein Stelldichein im natürlich ausverkauften Hansa 39 des […] Weiterlesen – ‘In der Badewanne’.
Sie will nur spielen
Jüngste „Tatort“-Kommissarin, Aschenputtel, Selbstmordattentäterin: Aylin Tezel ist die Frau für fast jede Rolle. Eine Begegnung im Zug
Das Bordrestaurant des EC 173, ein österreichischer Zug auf dem Weg vom Berliner Hauptbahnhof nach Graz über Dresden, passt irgendwie nicht zur Schauspielerin Aylin Tezel. Gestärkte Tischdecken, stramme Bügelfalten, ein etwas steifer Österreicher als Kellner. Aylin Tezel lacht zur Begrüßung, schaut sich neugierig um, beißt auf die Lippen. Sie freut sich auf ihre morgendliche Reise […] Weiterlesen – ‘Sie will nur spielen’.
Selten mehr erlebt
Die Grazer Binder & Krieglstein stoßen an alle Grenzen
Um den Sound von Binder&Krieglstein zu durchdringen, muss man knietief in diesem Genre drinstecken. Doch da ist man schon am Punkt dieser Musik angekommen – welchem Genre eigentlich? Was Binder&Krieglstein am Mittwochabend im Hansa 39 des Feierwerks abgeliefert haben, lässt sich nicht wirklich einer Kategorie zuordnen. Sogar der stets beliebte Begriff „Pop“ stößt bei den […] Weiterlesen – ‘Selten mehr erlebt’.
Immer dem Krach nach
Wie die US-Rockband Simeon Soul Charger versucht, von einem Bauernhof in Oberbayern aus erst Deutschland und dann Nordamerika zu erobern
Wer schon einmal von Los Angeles in Richtung Palm Springs gefahren ist, der weiß, wie sich im Inneren eines Wagens die kalifornische Wüste anhört. Viele der hiesigen Radiosender spielen mit Vorliebe Rock aus den Neunzigerjahren: die Foo Fighters, die Red Hot Chili Peppers oder gleich Künstler eines unter dem Namen „Desert Rock“ bekannten Genres, das […] Weiterlesen – ‘Immer dem Krach nach’.
Mentor Mintal
Nürnbergs früherer Bundesliga-Stürmer hat eine Sonderrolle bei der zweiten Mannschaft des Clubs inne: Er soll treffen – und die Talente führen
„Puh!“, Marek Mintal muss lange nachdenken, dann folgt sogar ein „Hmm!?“. Mintal will etwas Zeit gewinnen, ähnlich wie auf dem Platz, wenn es gilt, eine Führung bis zum Abpfiff zu verteidigen. Nur verschleppt er diesmal nicht den Ball im Mittelfeld des 1. FC Nürnberg II, sondern zögert, weil er sich sammeln und eine Antwort entwickeln […] Weiterlesen – ‘Mentor Mintal’.
Klangräume
Soll Mozart zum Fünf-Sterne-Menü erklingen oder gar die markante Stimme von Freddie Mercury? Damit in Luxushotels das Musikniveau über den Klassik-Einheitsbrei steigt, tüfteln Musikexperten an den individuell passenden Sounds.
Der Oberkellner drückt auf die Play-Taste, und eine dezente Sonate von Mozart erklingt. „Schon wieder“, sagt der Mann augenrollend. Er weiß auch, welche Stücke gleich folgen werden. „Schubert, Haydn, Langeweile“, flüstert er. Auch Gäste rieben sich bereits an Mozart. „Das verstört meine Ohren“, beschwerte sich einer bei Gertrud Schneider, der Besitzerin des Fünf-Sterne-Hotels Kristiania in […] Weiterlesen – ‘Klangräume’.
Nummer 13 lebt
In Graubünden ist ein Bär unterwegs. Und wieder stellt sich die Frage: Können Mensch und Raubtier koexistieren?
Als der Bär im April dieses Jahres die Stelle im Unterengadin erreicht hatte, die er erreichen wollte, war er zu seinem Unglück nicht allein. Ein Hobbyfilmer stellte ihm nach und ließ sein Video dem Schweizer Boulevardmedium Blick zukommen. Zu sehen war der Bär, wie er in Richtung einer menschlichen Ansiedlung im Tal blickte. Kurz darauf […] Weiterlesen – ‘Nummer 13 lebt’.
Zart und wütend
Me and My Drummer verzaubern das Publikum in der Muffathalle
Wenn jeder Erdenbewohner die Stimme von Charlotte Brandi hören könnte, gäbe es keine Kriege mehr. Das ist doch mal eine Ansage. Der Satz über die Sängerin des in Berlin ansässigen Duos Me and my Drummer stammt aus dem großen Kosmos des Musiksenders MTV – und zwar nicht von seinem mittlerweile bedeutungslosen deutschen Ableger, sondern direkt […] Weiterlesen – ‘Zart und wütend’.
Neulich in Napier
Aus der SZ-Reihe
Auf den Flughäfen dieser Welt zeigt sich ja oftmals bereits der Zustand der jeweiligen Reisedestination. In München oder Frankfurt etwa läuft zumeist alles in geordneten Bahnen – was dem Klischee folgend den typischen deutschen Sekundärtugenden entspricht. Auf dem Athener Airport dagegen sind die Seifenspender so leer wie die Staatskassen. Dagegen wird auf dem Flughafen von […] Weiterlesen – ‘Neulich in Napier’.
Ekstatisch
Omar Rodríguez López Group fasziniert im 59:1
Erwartungen an ein Konzert der Omar Rodríguez López Group zu stellen ist mühsam. Man muss vielmehr nehmen, was angeboten wird, tritt die Band um den Mars Volta-Gitarristen Rodríguez López doch fast von Tag zu Tag in wechselnder Besetzung auf. Auch die Soundstrukturen variieren von Mal zu Mal. Einzige Konstante ist der in Texas aufgewachsene Puerto-Ricaner […] Weiterlesen – ‘Ekstatisch’.
Insel der Bäume
Wer den Norden Neuseelands entdecken will, muss uralten Giganten aus Holz gegenübertreten, den Kauris. Sie sind die wahren Väter und Behüter dieses stolzen Landes
Die Götter des Waldes wanken, sie ächzen, schaukeln und schlingern. Doch wirklich beängstigend ist das Knarren des Holzbodens, das sich anhört, als würde das Boot gleich auseinanderbrechen.„Keine Sorge, unser Waka ist unsere Sicherungsweste!“, ruft Peter gegen den Wind. Er muss es wissen, er ist der Kapitän, der sich gerade durch die etwas unruhige See vor […] Weiterlesen – ‘Insel der Bäume’.
Weiterspielen
Eine HBO-Serie erzählt, wie die Menschen in New Orleans nach dem Hurrikan nicht nur ihre Stadt, sondern auch sich selbst wieder aufbauen
Mit Schicksalsschlägen geht jeder ein wenig anders um, es gibt die Flucht nach Innen und die nach Außen. In der US-Serie Treme (gesprochen: Tre-mäy) sieht man Menschen, die weinen, lachen, schreien, saufen, hadern, oder eben Menschen, die tief in sich versunken sind. Was alle Charaktere verbindet, ist die Musik. Aus ihr ziehen sie Kraft, drei […] Weiterlesen – ‘Weiterspielen’.
„Musik reinigt meine Seele“
Seit ihrem Debütalbum vor acht Jahren tourte Katie Melua wie eine Getriebene um die Welt. Bisweilen spielte die Sängerin jeden Tag auf einem anderen Kontinent – bis sie zusammenbrach. Ein Gespräch über die Tiefpunkte eines Erfolgsmenschen
Auf ihrem aktuellen Album „Secret Symphony“ singt Katie Melua, 27, von gesellschaftlichen Hürden, zerbrochenen Beziehungen und anderen Problemen im Leben. Es ist nicht die derzeit im Popgeschäft moderne melancholische Note, die sie zu dem Album beeinflusst hat – es ist ihr eigenes Leben. Vor knapp zwei Jahren hat sich die erfolgreiche Sängerin, die bislang zwölf […] Weiterlesen – ‘„Musik reinigt meine Seele“’.
Cooler Spießer
Ein ganz hübscher Film zeigt den Musiker Iggy Pop als bürgerlichen Mann, der Bäume pflanzt und Ferrari fährt
Bevor man in die Dokumentation über Iggy Pop überhaupt reinschaut, ist man erstmal skeptisch – es geht schließlich um eine filmische Homestory. Man erinnert sich also an die Sitznachbarin neulich im Flugzeug, die das britische Promiklatsch-Magazin Hello! las. In einer Juli-Ausgabe breitete Hello! Kind und Kegel des Altrockers Rod Stewart aus, der selbst noch seine […] Weiterlesen – ‘Cooler Spießer’.
Weg von der Straße
Jesper Munk singt den Blues – als Auftrittsort bevorzugt er inzwischen eine richtige Bühne
Mittwoch, 17.23 Uhr, eine Interpretation des Songs der kalifornischen Bluesmusikerin Etta James webt sich am Reichenbachplatz in den Sound der Münchner Innenstadt ein. Der Sänger des Liedes „I’d rather go blind“ heißt Jesper Munk und ist ein 20 Jahre alter Straßenmusiker, der sich mit seiner prägnanten Stimme gerade aufmacht, die kleinen Konzertbühnen der Stadt einzunehmen. Manche […] Weiterlesen – ‘Weg von der Straße’.
We want to ride our bicycles
Espresso, WLAN, Werkstatt: Londoner lassen ihre teuren Fahrräder in schicken Cafés reparieren
Im fernen Frankreich stopfen die Radrennfahrer Müsliriegel in die Rückentaschen ihrer Trikots. Im Café in London steht zur selben Zeit Cally von Callomon am Tresen, verfolgt die Tour de France auf einer Videoleinwand und bestellt gleichzeitig mit feinem britischen Akzent eine „cinnamon apple pie and a cappuccino, please!“ Als er bezahlen will, kramt er wie […] Weiterlesen – ‘We want to ride our bicycles’.
Schlossgarten-Songs
Katie Melua zeigt beim Tollwood Festival ihre zwei Seiten
Till Brönner hatte recht. Am vergangenen Sonntag trat er zusammen mit Katie Melua im Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart auf und sagte seiner Duettpartnerin im Anschluss, er höre manchmal den Blues aus ihr. Ob er damit auch meinte, er würde den Blues gerne öfters von ihr vernehmen, ist nicht gesichert, aber doch anzunehmen. Denn […] Weiterlesen – ‘Schlossgarten-Songs’.
Mitten in…Scuol
Aus der SZ-Panorama-Reihe
Scuol ist ein hübscher Ort im Unterengadin. Ein etwa zwölfjähriger Junge im Özil-Trikot sieht auf dem Bolzplatz eine Gruppe junger Schweizer kicken. Er fragt, ob er mitspielen darf. „Nur, wenn du dieses Trikot ausziehst“, blafft ein kantiges Kerlchen zurück. Die Rätoromanen halten traditionell zu ihren italienischen Nachbarn. Der kleine Özil weigert sich: „Nie!“ Er bleibt […] Weiterlesen – ‘Mitten in…Scuol’.
Eine Tote, zwei Opfer
Wie die „Bild“-Zeitung eine Studentin fälschlicherweise für tot erklärte
Hannah Wolfs Stimmung am Telefon kippt sekündlich. Im einen Moment lacht sie über das Geschehene. Im anderen ist sie sauer. So geht das seit Samstag, so geht das seit die Bild ihr Leben aufmischte. Es war zehn Uhr morgens, die Studentin, 26, ging ihrem Nebenjob in einem Bremer Weingeschäft nach. In ihrem Blog schildert sie […] Weiterlesen – ‘Eine Tote, zwei Opfer’.
In die Tasten
Ein kleines, kluges Magazin über die Welt der Computerspiele
Sie dürfen wohl nicht fehlen. Natürlich fallen in dem vergangene Woche erstmals erschienenen Magazin WASD – Texte über Games auch die Wörter „daddeln“ oder „zocken“. Dabei passt dieser Computerspiel-Jargon eben gerade nicht zu dieser Veröffentlichung – WASD will mehr sein als ein schnödes Spiele-Magazin. Der Herausgeber des 200 Seiten starken Print-Titels, Christian Schiffer, schreibt im […] Weiterlesen – ‘In die Tasten’.
Damentoiletten für Hoffenheim
„Unsere Tradition ist die Zukunft“: Ein Dokumentarfilm über den vielleicht unbeliebtesten Fußballklub des Landes
Das Leben ist kein Heimspiel. Das ist ein schöner Satz, aber auch, – richtet man seinen Blick nach München – ein grausamer. Hat doch der FC Bayern gerade erst im Champions-League-Finale im eigenen Stadion leidvoll erfahren müssen, welche Tragödien dieser Fußballsport an manchen Tagen für seine Akteure und Betrachter bereithält. Und zudem auch gezeigt, – […] Weiterlesen – ‘Damentoiletten für Hoffenheim’.
Mitten in…Düsseldorf
Aus der SZ-Panorama-Reihe
Whitney Houstons Stimme war ein Glück. Eine Stimme wie ihre gab es nur einmal, heißt es allerorten. Die Verneigungen nach ihrem Tod sind demnach noch immer angebracht. Dies dachte sich wohl auch der Besitzer eines kleinen Ladens in der Düsseldorfer Altstadt. Den Eindruck hatte man wenigstens zu Beginn. Denn in den drei Schaufenstern des Hauses […] Weiterlesen – ‘Mitten in…Düsseldorf’.
Willi Rank pfeift weiter
Deutschlands ältester Schiedsrichter hört auf - und auch wieder nicht
Einfache Tische, dunkle Fliesen, Pokale, Wimpel – die Vereinsheime ähneln einander. Willi Rank, 89, schaut auf die Uhr, noch sechs Minuten bis zur ersten Halbzeit. Seit einem halben Jahrhundert wartet er Woche für Woche in den Kellern oder auf den Fluren bayerischer Klubheime, bis er wieder anpfeifen darf. Neben ihm liegt der Ball, der einmal […] Weiterlesen – ‘Willi Rank pfeift weiter’.
Sie waren Legenden
Die deutschen Musikmagazine haben ihre Bedeutung verloren - für die Leser und für die Künstler. Was ist passiert?
Das Verhältnis zwischen Musikern und den Journalisten, die über sie schreiben, war immer ein wenig so wie oft zwischen Liebenden. Es ging um Annäherung und Zurückweisung, man schmeichelte und schätzte sich, nicht selten ging es um Vertrauen, um Vertrauensbeweise. Beide Seiten waren sich im Klaren darüber, wie wichtig der andere ist. Man braucht sich, man […] Weiterlesen – ‘Sie waren Legenden’.
Borderline-Pop
Dillon entwirft die Songwriter-Kunst im Feierwerk neu
Es perlt, knistert, rauscht, klopft, flirrt, ein elektronisch erzeugtes Babylon. Darüber legt sich diese wunderbare Stimme; der Ort ihres Entstehens ist nur zu erahnen. Denn auf der Bühne des ausverkauften Feierwerks ist nur Nebel zu sehen, und der scheint zu singen. Er singt von seelischen Zivilisationskrankheiten, von verschwundenen Menschen, von Schrullen, Sorgen und schlaflosen Nächten. […] Weiterlesen – ‘Borderline-Pop’.
Mitten im Mainstream
Die Band „Florence + The Machine“ in der Tonhalle
Links auf der Bühne steht eine große Harfe. Daneben reißt eine Frau ständig die Arme nach oben und singt. Hinter der exaltierten Florence Welch und ihren neun Mitmusikern sind drei Fenster aus Kirchenglas-Imitat angebracht. Zugegeben, es ist ein hübsches Arrangement in der Münchener Tonhalle. Doch die Harfe, sie wirkt verloren. Weiterlesen – ‘Mitten im Mainstream’.
Kollektiv der Zufälligkeiten
Die Augsburger Band „Boy Miez Girl“ ist auf dem Weg raus aus der Geheimtipp-Ecke
Eine Band prägt den Sound Augsburgs. Man hört immer wieder den einen kleinen Hit der Musiker in den Klubs der Stadt. Geht man auf eine private Party, spielt die Band dort selbst. Ein paar selbstgebrannte EPs machen die Runde. Nicht wenige Beobachter glauben, dass diese Combo bald einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sein wird. Das war […] Weiterlesen – ‘Kollektiv der Zufälligkeiten’.
Verschwörung der Vollbärte
Zur Schmerzensmänner-Debatte: Identitätskrise durch weinerliche Popsänger? Die "Zeit"-Autorin Nina Pauer macht es sich allzu einfach und entwirft Rollenbilder von vorgestern
Der Vorwurf steht im Raum: Sie seien „verkopft, gehemmt, unsicher, nervös, ängstlich, melancholisch und ratlos“, behauptet Nina Pauer in ihrem Essay „Die Schmerzensmänner“, erschienen im Januar in der Zeit. Schuld an dieser Verweichlichung von Männern habe – wie könnte es anders sein – der zeitgenössische Pop. Die Autorin diagnostiziert, dass die „wunderbar melancholische Mädchenmusik“ – […] Weiterlesen – ‘Verschwörung der Vollbärte’.
Der große Coup mit dem Coup
Letzten Sommer wurde auf der Insel Aitutaki eine Bank ausgeraubt, und die Weltpresse vermeldet: «Südseeinsel pleite». Doch ein halbes Jahr später zeigt sich, dass die Sache viel mehr Gewinner als Verlierer kennt.
John Baxter schwitzt. Er hatte am Telefon angedeutet, er habe auf dieses Gespräch keine Lust, er sei beschämt von diesem Verbrechen. Dann willigte er doch ein. «Morgen, 14 Uhr, mein Büro, City Council Aitutaki.» Dort sitzt man nun. Der Mann schnauft schwer. Der Bürgermeister von Aitutaki, einer der 15 Cookinseln in der Südsee, ist ziemlich […] Weiterlesen – ‘Der große Coup mit dem Coup’.
Bye, Bye, Board?
Wer auf der Skipiste cool sein wollte,musste sich früher nur auf ein Brett stellen. So einfach ist das heute nicht mehr
Die Snowboarder werden rar. Diesen Eindruck nehmen viele Wintersportler aus den Skigebieten mit. Denn es begegnen ihnen anscheinend immer weniger Menschen, die auf einem Brett unterwegs sind. Zeitungen titeln „Snowboarden ist out“. Das Schweizer Fernsehen fragte gar: „Verschwinden die Snowboarder von den Skipisten?“ Boris Kilvinger ärgern Schlagzeilen wie diese, denn seiner Meinung nach stützen Zahlen […] Weiterlesen – ‘Bye, Bye, Board?’.
„Bitte wenden!“ – Mein Feind, das Navigationsgerät
Auf der Fahrt ins Skigebiet muss ein Autofahrer plötzlich umkehren, die Straße ist im Winter gesperrt. Nach einem vielstündigen Umweg erfährt er: Die Irrfahrt hat System.
Man hätte nie gedacht, dass man der Bruder im Geiste von Kai Pflaume, dem Fernsehmoderator, sein könnte. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, muss man schon mit dem Auto in Richtung des österreichischen Skiorts Lech-Zürs fahren. Genauer gesagt, man muss sich führen lassen – von einem Navigationssystem. Jener Apparatur, über die man schon des Öfteren […] Weiterlesen – ‘„Bitte wenden!“ – Mein Feind, das Navigationsgerät’.
Balz und Karaoke
Arte verkuppelt Lena Meyer-Landrut mit dem Rapper Casper
„Und hier ist Ihr Herzblatt.“ Keiner sagt das noch im deutschen Fernsehen. Dennoch hätte die aktuelle Episode der Arte-Reihe Durch die Nacht mit . . . mit diesem von Rudi Carrell eingeführten Satz beginnen sollen. So aber kann man sich nur ausmalen, wie die Macher bei der Konzeption der Episode im Projektstübchen saßen und dachten: […] Weiterlesen – ‘Balz und Karaoke’.
Helm auf, Hirn aus
Der Olympiasieger und Hotelier Patrick Ortlieb demonstriert beim Touristenrennen „Der Weiße Ring“ in Lech-Zürs den Ehrgeiz eines echten Profis
Patrick Ortlieb, österreichischer Abfahrts-Olympiasieger von 1992, erscheint morgens um 11 Uhr in der Bar seines Hotels Montana in Oberlech nahe den mondänen Skiorten Lech und Zürs – und wird sofort von Gästen umringt. Der einst bei Wintersportfansnicht immer populäre Ortlieb, 44, konzentriert sich nach einer kurzen Karriere als FPÖ-Abgeordneter auf seine Arbeit als Hotelier und […] Weiterlesen – ‘Helm auf, Hirn aus’.