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Eltons Erben

Songwriting und Soul, Glockenspiel und Gospel, Postrock und Electro in eine eigenwillige Pop-Architektur aus Mut und Musik gegossen: Auf „The Satanic Satanist“ überwinden Portugal The Man alte Schwächen und besinnen sich auf alte Stärken

Wenn jemand wie, sagen wir, Elton John Songwriting, Soul, Glockenspiel und Gospel, Postrock und Electro in eine eigenwillige Pop-Architektur aus Mut und Musik gießen würde – wie würde das klingen? Es würde vielleicht klingen wie Portugal The Man, eine vierköpfige Band aus Alaska und Portland, Oregon, die gerade mit „The Satanic Satanist“ ihr viertes Album vorlegt und dabei das Elton-John-Moment früherer Tage in unsere Zeit hinüberrettet.

Portugal The Man haben immer zitiert. Galten sie mit ihrem ersten Werk „Waiter: ‚You Vultures‘!“ als die, denen es gelang, die Unlust zur Melodie ihrer Kollegen von The Mars Volta zu kanalisieren, so addierte sich in den Alben Nummer zwei und drei, „Church Mouth“ und „Censored Colors“, nach und nach ein diffuses pophistorisches Bewusstsein, indem sie epische Art-Rock-Aspekte, psychedelisches Wabern und hippiesken Folk gleichermaßen zitierten.

So entstanden Alben, die von allem ein wenig zu viel hatten und von manchem zu wenig. Portugal The Man klangen entweder anstrengend oder eingängig, aber immer eigenwillig und neu, weil sie nie vergaßen, ihre eigenen Ideen oder geklaute Samples in ihre Musik zu integrieren.

Auf „The Satanic Satanist“ weicht nun der Pomp dem Pop – drei Minuten sind jetzt Standard, fünf Minuten die Ausnahme. Die Band ist erwachsener geworden. Sie macht nun eines nach dem anderen: die Idee zum Song, das Songwriting, die Aufnahme. Früher ging das oft gleichzeitig, das Ergebnis zwar charmant, aber nicht präzise, wie ein guter Popsong aber sein sollte. Außerdem wurde „Satanic Satanist“ mit einem professionellen Produzententeam, das schon für die Pixies, Radiohead oder Dinosaur jr. an den Reglern saß, eingespielt.

Die Band hat sich zudem auf eine Stärke ihres ersten Albums zurückbesonnen: Loops und Samples. Die klingen in den brillanten Momenten, als kämen sie aus der belgischen Electronica-Manufaktur „2 Many DJs“; nur in den wenigen unangenehmen Momenten glaubt man, dass das Quartett einen Spaziergang in den Keller von Mark Knopfler unternommen hat. Leider beginnt das Album mit so einem Moment: „People Say“. Spätestens mit „The Sun“ ist dann der Augenblick gekommen, wo man an Elton John oder auch an die Beatles denkt. Marco Maurer