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Das Wunder von Braunschlag

Das niederösterreichische Dorf Braunschlag ist schwer verschuldet. Da muss eben die Mutter Gottes helfen: Kurzerhand wird eine Marienerscheinung fingiert. David Schalko, bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Josef Hader, sorgt für eine neue Kultserie im ORF.

Das Wunder entsteht in der Dorfdisco. Bei Schnaps und Zigaretten. Gerri Tschach, der Bürgermeister des kleinen niederösterreichischen Ortes Braunschlag, überzeugt seinen Freund und Dorfdiscobesitzer Richard Pfeisinger eine Marienerscheinung vorzutäuschen, um ein verschuldetes Kaff an der tschechischen Grenze in einen florierenden katholischen Wallfahrtsort zu verwandeln.

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Kurze Zeit später findet sich all das im Dorf wieder, von dem Bürgermeister Gerri geträumt hat: Touristen, Geld, der Vatikan und die Medien. Doch der Sturm, der über Braunschlag hereinbricht, ist nur die Rahmen, um all das zu erzählen, was die Dorfbewohner umtreibt: Neid und Gier, politischer Filz, Geschäfte mit der Russenmafia, Impotenz oder die Eheprobleme des Bürgermeisters.

Der Regisseur und Autor der Serie „Braunschlag“ heißt David Schalko. Bekannt geworden durch den Fernsehzweiteiler „Aufschneider“ mit Josef Hader oder die Pseudo-Dokumentation „Das Wunder von Wien. Wir sind Europameister“ im EM-Sommer 2008. Schalko ist selbst in einem dieser niederösterreichischen Orte zur Welt gekommen und kennt die Menschen dort genau:

„Das ist ein Menschenschlag, der nicht gleich mit seinen Gefühlen hinter dem Ofen hervorkommt. Jemand der einerseits auf Fremde, aber anderseits auch untereinander eher distanziert agiert. Außerdem haben sie einen ganz trockenen, schrägen Humor. Der Braunschlager öffnet sich erst wenn er Alkohol trinkt“, sagt David Schalko.

Braunschlag ist somit nicht nur eine Serie über das Leben in der Provinz. Sondern erzählt auch von dem ständigen Wunsch diesem Leben zu entfliehen und von den seltsamen Kräften, die das verhindern. Ein niederösterreichisches Thema, aber eben nicht nur.

Schalko: „Was das Politische betrifft, ist Österreich ja eher für seine Korruptionsgeschichten bekannt, wo niemand niemanden auf die Finger schaut. ‚Alles geht ein bisschen‘, ist in Braunschlag eine wichtige Mechanik. Aber auch andere, aktuelle Themen wie etwa Griechenland spielen eine Rolle in der Serie. Und das ist ja dann nicht abhängig davon, ob Braunschlag in Niederösterreich, in Tirol, in Bayern oder im Ruhrpott spielt.“

Im kleinen Kaff spiegeln sich die Verrücktheiten der großen Welt wieder. Und das kommt deswegen so gut rüber, weil unter der provinziell-verschrobenen Oberfläche jene Mechanismen am Werk sind, die auch vielen amerikanischen Serien zum Erfolg verholfen haben. Die hat David Schalko schließlich jahrzehntelang in sich aufgesogen.

„Ich habe jede Dallas-Folge gesehen, weil meine Mutter das immer geschaut hat und weil es nur einen Fernseher in unserem Haushalt gab. Ich komme noch aus dieser Zeit. Eine gute Serie hat eben das Cliffhänger-Prinzip in sich. Früher war das beispielsweise Twin Peaks, heutzutage Mad Men oder Breaking Bad. Da ist ja jede Szene fast schon ein Cliffhanger. Die sind sehr wichtig um Spannung aufrecht zu erhalten. Außerdem ist natürlich der Humor bei der Serie sehr wichtig!“, sagt David Schalko.

Der Witz und Wahnsinn von „Braunschlag“ erinnern aber auch an einen gewissen Josef Hader, den Schalko als Seelenverwandten beschreibt. Und so könnte man über die Serie von David Schalko und seinem grandioses Ensemble auch sagen: Der beste Hader ohne Hader.