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EIN ANRUF BEI . . .

Matthias Holst, bärtigster Profifußballer Deutschlands

Matthias Holst, 29, hat seit mehr als einem Jahr nicht mehr für seinen Verein Hansa Rostock gespielt. Damals nahm sich der Zweitliga-Spieler vor, sich erst wieder zu rasieren, wenn er wieder eingesetzt wird. Doch erst war er verletzt, und wieder genesen wurde er erwischt, wie er bis spät nachts feierte. Holst wurde suspendiert. Am Montag beim Heimspiel gegen den VfL Bochum könnte der Bart nun endlich fallen – sofern Holst spielen wird.

SZ: Herr Holst, Sie haben den mit Abstand längsten Bart im deutschen Profi-Fußball. Wie kam’s?
Holst: Immer wenn ich verletzt oder gesperrt bin, lasse ich mir einen Bart wachsen. Im Mai 2010 habe ich mir einen Knorpelschaden zugezogen. Dass es aber so lange bis zum nächsten Einsatz dauern wird, war nicht abzusehen.

SZ: Im Juli haben Sie sich im Training auch noch eine Rippe gebrochen. Der Bart wurde noch länger. Ist ein Rippenbruch oder Haarspliss unangenehmer?
Holst : Ganz klar, die Rippe. Da wusste ich gar nicht, wie ich nachts liegen soll. Der Bart ist dagegen eine Kleinigkeit. Aber ich bin immer auf der Suche nach Bartpflegetipps. Ich habe ja dermaßen Spliss. Seit ich eine Spülung benütze, ist er immerhin weicher. Man sollte die Barthaare auf gar keinen Fall – das habe ich gelernt – in den Mund nehmen und auf ihnen rumkauen. Danach sind sie so was von widerspenstig.

SZ: Haben Sie denn eigentlich Erfahrung mit Bärten?
Holst: Ja, zweimal habe ich mir einen Bart wachsen lassen. 2005 habe ich einen Meniskusschaden gehabt, dann wuchs der Bart, später wurden wir Oberliga-Meister. 2008 war ich lange gesperrt, ich ließ den Bart wachsen und prompt sind wir mit dem SC Paderborn aufgestiegen.

SZ: Ihr Bart soll mehr als zehn Zentimeter lang sein.
Holst: Ich gehe nur über der Oberlippe mit der Schere ran. Ich mag es nicht, wenn der Bart in den Mund reinwächst. An manchen Stellen ist er über zehn, an anderen – dort wo er abbricht – unter zehn Zentimeter lang. Das ist reiner Wildwuchs. Für die Jungs in der Kabine bin ich mal Tom Hanks aus „Cast Away“, mal Werwolf, mal Hotzenplotz.

SZ: Stört Sie Ihr Bart beim Fußballspielen?
Holst: Nein, er stört mich nur optisch.

SZ: Vor fünf Jahren hat Kevin Kuranyi den Titel „Bart des Jahres 2006“ gewonnen. Ist er ein Vorbild?
Holst: Nein, der hatte immer so eine akkurate Rasur, sah aus wie ein Gigolo. Dann lieber wie ein Wikinger, ein rauer Bart.

SZ: Sie sind Innenverteidiger, da gehört es ja zum guten Ton, dass die Stürmer ab und an am Trikot ziehen. Wird bei Ihnen auch mal am Bart gezupft?
Holst: Nee, das machen nur meine Kinder.

SZ: Aber Ihrer Frau wird’s schon zu haarig, oder?
Holst: Ja, der Bart stört sie schon. Am Anfang gefiel er ihr noch, aber jetzt nicht mehr. Außerdem kitzelt er sie. Aber eigentlich schweigen wir die Sache tot. Das ist in einer Partnerschaft manchmal besser als alles zu zerreden.

SZ: Hat der Trainer nicht Mitleid mit Ihrem Bartleiden?
Holst: Ich schätze, dass der Bart kein Grund für ihn ist, mich einzuwechseln – leider. Aber wir haben uns schon kurzgeschlossen. Er wechselt mich aber nur ein, wenn es nachvollziehbar ist. Nicht um des Barts willen. Aber er weiß, mir ist mein Aberglaube wichtig.

SZ: Hat Ihr Bart irgendeinen Nutzen?
Holst: Er ist mein Markenzeichen geworden. Es hat sich sogar eine Facebook-Gruppe gegründet. Sie setzt sich dafür ein, dass der Bart dran bleiben soll. Ich musste eine Wette abschlagen.

SZ: Och, ich wollte Sie gerade fragen, ob Sie denn den Bart nicht so lange stehen lassen, bis Sie Ihr erstes Saisontor erzielen.
Holst: Nein, das geht nicht. Ich sehne mich nach einer Rasur, mich haarlos im Spiegel betrachten zu können. Ich ertrag ihn ja selbst nicht länger. Aber wenn er wieder ab ist, dann können wir darüber reden.

SZ: Haar drauf?
Holst: Haar drauf!

Interview: Marco Maurer