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Mitten im Mainstream

Die Band „Florence + The Machine“ in der Tonhalle

Links auf der Bühne steht eine große Harfe. Daneben reißt eine Frau ständig die Arme nach oben und singt. Hinter der exaltierten Florence Welch und ihren neun Mitmusikern sind drei Fenster aus Kirchenglas-Imitat angebracht. Zugegeben, es ist ein hübsches Arrangement in der Münchener Tonhalle. Doch die Harfe, sie wirkt verloren.

Denn trotz der Größe des Instruments ist es wohl ein Relikt aus den frühen Tagen der Band „Florence + The Machine“. Der opulente Sound der Briten ist der Harfe entwachsen, rückt ihr an den Klangleib. Die Harfe ist deswegen so bedeutend, weil sie klar macht, dass sich im Publikum zwei verschiedene Rezipientengruppen befinden. Aus den Augen der einen spricht eine kleine Unsicherheit, weil sie Florence + The Machine in einem intimeren Moment kennen gelernt haben, sie deren Lieder aber jetzt in einem kollektiven Augenblick erleben müssen. Diesen feiert nämlich der größere Teil des Publikums. Es schießt Handyfotos, es klatscht rhythmisch, es trägt auf Schultern, es feiert. Somit ist Welch eine jener Künstlerinnen, auf die sich mittlerweile sowohl Mainstream- als auch Indie-Hörer einigen können. Noch.

Die Folk-Momente ihrer Anfangsjahre sind so dem Prachtpop gewichen. Die Musiker feilen nicht am Sound, sie klotzen ihn. Dazu addiert sich die famose Stimme Welchs, seit jeher ein Organ, das alles kann außer Karottenschneiden. Eine Stimme, die „an Celine Dion erinnert“, sagt der Nebenmann. Für den Großteil des Publikums wäre der Satz ein Kompliment, für manche aber der beste Zeitpunkt, um zu gehen, die Harfe in Gedanken immer dabei. Marco Maurer