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Balz und Karaoke

Arte verkuppelt Lena Meyer-Landrut mit dem Rapper Casper

„Und hier ist Ihr Herzblatt.“ Keiner sagt das noch im deutschen Fernsehen. Dennoch hätte die aktuelle Episode der Arte-Reihe Durch die Nacht mit . . . mit diesem von Rudi Carrell eingeführten Satz beginnen sollen. So aber kann man sich nur ausmalen, wie die Macher bei der Konzeption der Episode im Projektstübchen saßen und dachten: „Ja, die beiden Süßen, die bringen wir zusammen.“ TV-Kuppeleien ist man ja eher von Privatsendern gewohnt, wo noch der letzte Landwirt eine Frau aufgabeln will. Nun wirkt es so, als wollten sich der Kultursender und sein Format, in dem sich zwei Promis in einer Nacht annähern, des Konzepts annehmen.

Doch das Date beginnt mit einer Enttäuschung. Denn Lena Meyer-Landrut, Studentin der Sprachen und Kulturen Afrikas und Sängerin, hat keine Ahnung. Benjamin Griffey, der im Sommer unter dem Namen Casper und mit einer Mischung aus Hip-Hop und Hardcore Aufsehen erregte, zeigt ihr seine Tätowierung: eine Blut weinende Frau. „Dieses Tattoo ist die Verbildlichung eines meiner Lieblingslieder – Joy Division , „Love will tear us apart“, sagt Casper. Lena sagt: „Kenn ich nicht.“ Eine Antwort wie eine Ohrfeige.

Bei einer echten Verabredung wäre das wohl der Moment, in dem man am liebsten nach Hause ginge – blöd für Casper und das Publikum, dass die Nacht jetzt erst beginnt. So verfolgt man die beiden 50 weitere Minuten dabei, wie sie an der Oberfläche ihrer Persönlichkeiten kratzen.

Gegen Ende kommen sie sich doch noch näher: beim Karaoke, da schaut Casper ein wenig verliebt. Und man wünscht sich, die Durch-die-Nacht -Macher hätten sich wirklich an Rudi Carrell erinnert – und die Protagonisten im Anschluss getrennt voneinander befragt. Marco Maurer