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Kontroverse Kampagne

Mit einem anzüglichen Video buhlt der FC Getafe um neue Fans

Fußballvereine kämpfen meist auf wenig kreative Weise für mehr Publikum. Sie verteilen Freikarten an Kinder oder kapitulieren vor den leeren Rängen, indem sie diese mit einer Plane abdecken und so eine 69 000 Menschen fassende Arena auf ein 40 000er-Schüsselchen verkleinern (zu sehen von Mitte September an bei 1860 München).

Weniger resignierend, sondern eher humoristisch agiert der spanische Erstligist FC Getafe. Der Madrider Vorortklub hat zu wenig Fans. Denn während Atletico und Real Madrid, deren Stadien etwa 20 bis 30 Minuten nördlich von Getafe liegen, 42 000 und 68 000 Jahreskarten verkaufen, sind es beim Vorortklub gerade mal 9000 Tickets. Deswegen hat man nun ein Werbevideo kreieren lassen.

In diesem wird zu Beginn das leere „Coliseum Alfonso Pérez“ gezeigt. Zwischen den verwaisten Rängen erscheint ein Fan des Klubs, dem ein Sprecher aus dem Off erklärt, sein Verein sei einer der am dürftigsten besuchten Klubs der Primera División. Doch: „Die Lösung ist einfach, und sie ist in dir“. Während dieser Worte schwenkt die Kamera auf die Lendengegend des Mannes. Dann ruft der Sprecher den männlichen Fan auf zu spenden. Natürlich kein Geld, sondern Sperma, „je mehr, desto besser!“, auf dass mehr Getafe-Fans gezeugt würden.

Das allein wäre bereits skurril – man könnte auch sagen: geschmacklos – genug, aber die nächste Sequenz zeigt den Fan dann in einer Samenbank. Dort wird ihm eine DVD mit dem Titel „Zombies Calientes de Getafe“ – etwa „Scharfe Zombiebräute aus Getafe“ – überreicht. Darauf entfaltet sich ein kurzer Filmtrailer in einer 70er Jahre B-Movie-Optik. Er stellt einen weiblichen Getafe-Fanclub vor, deren Mitglieder nach dem Nippen an einem Serum zu sexwilligen Zombies mutieren. Was man mit diesen Wesen machen soll, wird mit beinahe poetischen Worten umschrieben, nämlich „das blaue Gefühl weiterzugeben“. Das nächste Bild zeigt dann folgerichtig ein Baby mit blauen Augen – den Farben des Klubs.

Der Marketing-Chef des Klubs, José Antonio Cuétara, gab zu: „Es ist eine kontroverse Kampagne“. Aber seit der Ausstrahlung im spanischen Fernsehen seien deutlich mehr Dauerkarten als zuvor verkauft worden. Marco Maurer