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Super-Nerd

Zwischen Island und Sizilien: Das Münchener Konzert von Erlend Oye

Der Mann auf der Bühne der Kongresshalle hat seine Phasen, ganz klar: Erst war er bekannt als singender DJ, in seiner Kings of Convenience-Zeit versuchte er sich an leiseren Tönen und von 2006 bis 2014 schuf er als Whitest Boy Alive den Indie-Rave-Pop. Heute klingen die ersten Minuten von Erlend Oyes neuestem Werk „Legao
“ wie eine sizilianische Hochzeitsband mit Faible für Reggae-Rhythmen. Seine isländisch-sizilianische Band trägt den passenden Namen – die „Rainbows“. Die Harmonien sind nett, der sanfte Bass ist ok, der erzählende Ton auch – ein seichter Schwof. Wäre nicht Norwegens Super-Nerd Oye am Werk, nicht erwähnenswert.
Dann steht plötzlich der Keyboarder der Band allein auf der Bühne. Der Mann mit dem ZZ-Top-Bart spielt ein isländisch vorgetragenes Soul-Stück – der bisherige Höhepunkt und eine Zäsur. Die Rainbows und Oye kehren zurück, die Melodien bleiben sanft, sind jedoch schneller, fordernder, tänzelnder. Es vermischt sich der nordische Plappergesang Oyes, mit dem Italo-Pop der 60er und etwas Bossa Nova. Die Band jamt, als wäre sie in Kingston. Ist das noch Weltmusik oder schon Global-Pop? Dann singt Oye auf Italienisch über den Sommer und die Liebe, das wunderbar beschwingte „La Prima Estate“. Das kommende Album des Exil-Sizilianers soll nur aus italienischen Songs bestehen. Oyes nächste Phase steht an. Zuletzt spielen die Rainbows ein Whitest-Boy-Alive-Stück im Harry-Belafonte-Stil – ein famoses Ende, ein sizilianisch-karibischer Rave. Marco Maurer