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In die Tasten

Ein kleines, kluges Magazin über die Welt der Computerspiele

Sie dürfen wohl nicht fehlen. Natürlich fallen in dem vergangene Woche erstmals erschienenen Magazin WASD – Texte über Games auch die Wörter „daddeln“ oder „zocken“. Dabei passt dieser Computerspiel-Jargon eben gerade nicht zu dieser Veröffentlichung – WASD will mehr sein als ein schnödes Spiele-Magazin. Der Herausgeber des 200 Seiten starken Print-Titels, Christian Schiffer, schreibt im Vorwort, das Heft solle „ohne Prozentwertungen“ daherkommen, „ohne Tabellen, ohne Stiftung-Warentest-Attitüde und Spielspaßgraphen“. Kurz: Der Anspruch des Magazins ist es, dabei mitzuhelfen, ein Computerspiel-Feuilleton zu etablieren.

Das Erscheinen einen solchen Magazins ist im Jahr 2012 irgendwie naheliegend, wird doch über Computerspiele in den vergangenen Jahren vermehrt auch in ganz seriösen Feuilletons nachgedacht – und es gelingt ihnen mitunter, sich zwischen Opern-, Literatur-, Pop-, Film- und Gesellschaftsbetrachtungen einzunisten.

WASD (der Name bezieht sich auf die in Computerspielen gebräuchliche Tastaturbelegung, nach der die Figuren gesteuert werden) hat nichts gemein mit den üblichen Titeln aus der Branche, Gamestar etwa oder Computer Bild Spiele. Wer schon einmal eines dieser Hefte aufgeschlagen hat, der kann nur ahnen, in welcher Layout-Vorhölle die dafür verantwortlichen Blattmacher später werden büßen müssen. Das im kleinen Eigenverlag erscheinende WASD (Auflage 2000) dagegen setzt auf wirkliche Ästhetik, ist hübsch aufbereitet, während viele Grafiken Retro-Referenzen aus Spieleklassikern (Pacman!) setzen.

Die Aufmachung dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass der durchschnittliche Kunde für Computerhefte heute ein anderer ist als früher. Der verschüchterte Junge von nebenan ist erwachsen geworden, er trägt mittlerweile eine schicke Hornbrille und von den schönen Dingen versteht er etwas.

Die Texte selbst aber sind noch immer sehr speziell – auch Herausgeber Schiffer sagt, „unglaublich viele Artikel sind nerdig“. Für Texte über die Relevanz von Landwirtschaftssimulatoren oder über Spiele als Handlungsträger eines Films (etwa Tron) stimmt das zweifellos – dennoch sind es kluge Stücke von guten Autoren.

Das nur im Internet für 14,50 Euro erhältliche Magazin (www.wasd-magazin.de) setzt in seiner ersten Ausgabe den Schwerpunkt „Trash-Spiele“. 200 Seiten zu diesem Thema zu füllen ist nicht schwer, der Kanon ist reich an miesen Spielen – aber das Thema verführt natürlich in erster Linie zu ironischen Einzelbetrachtungen. Die zweite Ausgabe von WASD soll in sechs Monaten erscheinen. Und vielleicht werden bis dahin ja doch noch zwei Wörter auf den Index gesetzt: „daddeln“ und „zocken“. Marco Maurer