Logo - Marco Maurer Journalist


„Ich bleibe lieber daheim!“

Mimi Müller-Westernhagen über Vorbilder und ihr Verhältnis zu ihrem Vater Marius

Sie nennt sich schlicht Mimi, ihr Vater heißt Marius Müller-Westernhagen. Die 25-jährige gebürtige Londonerin hat aber nicht unbedingt die Rockstar-Attitüde ihres Vaters geerbt. Sie gibt sich vielmehr als verträumtes Indie-Fräulein. So spricht sie von sich auch gerne mal in der dritten Person, ist dabei aber stets charmant. Nachdem sie ihre frühere Karriere als Model beendet hat, veröffentlichte sie nun ihr erstes Album „Road to Last Night“ (Warner). Die Zutaten: Pop, melancholischer Folk-Sound der 60er, Bluesrock und eine hübsche Stimme. Die Platte wurde in Hamburg aufgenommen. Dort lebt sie seit kurzem.

Mimi, man sagt, es gibt Menschen, die entweder Hunde oder Katzen mögen. Sie scheinen, betrachtet man Ihr Album-Artwork, mehr von Katzen fasziniert zu sein?
Ja, Katzen sind großartig. Ich mag die Form einer Katze. Deswegen male ich sie gerne. Außerdem sind sie so eigensinnig wie ich. Man geht nicht auf eine Katze zu, eine Katze geht auf einen zu. Das ist bei mir ähnlich.

Auch Punk faszinierte Sie lange. Sie hatten eine Band, die hieß „Battlekat“. Warum spielen Sie dort nicht mehr?
Punkrock ist etwas, wenn du 17 und wütend bist. Zudem habe ich damals immer eine Rolle gespielt. Ich wollte cool sein. Das bin ich aber nicht, ich bin schüchtern. Ich gehe ja auch nicht aus und kenne nicht mal coole Leute. Ich sitze in meinem Zimmer, spiele Musik, lerne Deutsch und male Bilder.

Wer ist die authentischere der beiden Mimis: Die Punk- oder die Solo-Mimi?
Die Solo-Mimi. Sie ist Mimi, wie sie ist. Sie singt davon, was in ihrem Herz und in ihrem Kopf los ist. Meine Musik ist eine Art vertontes Tagebuch. Es handelt von Trennungen oder der Wut auf meinen Freund. Es ist eine einfache Musik, keine hochglänzende. Meine Stimme bricht manchmal auch weg oder es knackt irgendwoher. Ich mag dieses Organische.

Sie sagten zuletzt, Björk oder auch die Pixies beeinflussten Sie. Wenn Sie progressive Musiker wie diese mögen, gefällt Ihnen dann die Musik Ihres Vaters?
Doch, denn man sollte beachten, dass er früher wirklich neue Musik machte. Und seine Musik ist dabei immer sehr „er“ und ehrlich. Und ist es nicht das, auf was es ankommt?

Wie nennen Sie Ihren Vater? Papa, Daddy, Marius?
Dad. Er ist Dad. Wir haben immer eine gute Beziehung gehabt – trotz der Entfernung Berlin-London. Das ist für ihn schwierig gewesen. Denn als ich jünger war, wollte ich nicht mit meinen Eltern, sondern mit meinen Freunden rumhängen. Ich denke, er hat mich damals sehr vermisst. Jetzt wohne ich in Hamburg, das tut ihm gut.

Aber er gab Ihrer Karriere sicherlich ein wenig Starthilfe?
Definitiv nicht. Das hätte mich extrem wütend gemacht.

Sein Name schadet doch nicht etwa?
Ich weiß nicht. Ich kann ihn ja nicht ablegen. Ich weiß ja auch nicht, wie es ist, ein Mann oder ein Eichhörnchen zu sein. Aber es ist definitiv ein großer Schatten.

Gibt es denn Missverständnisse ob Ihres Namens?
Schon, ja. Ich habe einen englischen Reisepass und die haben das „E“ vergessen. Da steht Muller-Westernhagen. Es gibt immer Probleme am Flughafen. Ich kann nicht mal digital einchecken. Das macht mich verrückt!

Würde ein Duett mit Ihrem Vater in Frage kommen?
Nur, wenn ich ein kreatives Element darin entdecken würde.

Ihr Vater sieht sich als Rockmusiker, ihre Mutter ist ein ehemaliges Top-Model. Fällt einem da Rebellion schwer?
Meine Rebellion liegt darin, nicht auf Partys zu gehen, keine Drogen zu nehmen. Ich bleibe lieber daheim. Denn am Tag nach einer Party kreativ zu sein, mit Kopfschmerzen, fällt schwer.

Sie kleiden und geben sich gerne wie das 60er-Jahre-Model Twiggy. War sie eine Art Vorbild für Sie?
Eher eine Stil-Ikone. Denn ich liebe Twiggy und den Stil der 60er Jahre. Beides repräsentiert für mich eine Zeit, in der Menschen ihre Freiheit entdeckten. Auch heute ist es doch wieder so, dass alles reglementiert oder kalkuliert ist. Man kann sogar zur Universität gehen und dort Popmusik studieren. Was soll das denn? Das ist lächerlich! Dann lieber die etwas naive Art der 60er Jahre.

Ihr Vater äußert sich nicht dazu, wie ihm die Musik seiner Tochter gefällt. Verstehen Sie das?
Ja, weil er mir das auch nicht erzählt. Ich bat ihn darum, nicht mit mir über das Musikbusiness zu reden. Wenn wir erst damit anfangen, wird es seltsam. Er hat eine Kopie des fertigen Albums bekommen. Mehr nicht, und das muss genügen. Ich mach mein eigenes Ding. Sie wissen doch, der Katzen-Charakter.

Interview: Marco Maurer