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Die Young Fathers aus Schottland überzeugen als sentimentale Männer (sehr sentimentale)

Während der Debatte um #MeToo ging es auch um die Frage, was für Männer wir sein sollen und wollen. Viele äußerten sich gar nicht oder nur defensiv zu den Erfahrungen, von denen Frauen berichteten. In dieser Zeit bringen drei Schotten, die Young Fathers, ein Album namens „Cocoa Sugar“ heraus. Auf dem Cover ein Foto, das einen afroamerikanischen Cowboy mit knallrotem Lippenstift zeigt. Es ist Alloysious Massaquoi, einer der drei Vokalisten der Band. Das Foto erinnert durch seine Ikonografie an Grace Jones, die androgyne Sphinx des Pop, der eindeutige Geschlechterrollen sichtlich egal sind. Das Zitat dürfte kein Zufall sein, sondern eine Positionierung. In Zeiten, in denen Magazine fragen: „Darf ein Mann einer Frau noch sagen, dass sie gut aussieht?“ , erzählen die Young Fathers einfach von ihren eigenen Unsicherheiten: „Her love is blind / Her love is kind / her love is mine“ . Ihre zwölf neuen Songs geben so ganz unverhohlen die sensible Seite der Männlichkeit preis. Ihre Texte sind eine Aneinanderreihung von Versatzstücken; sperrige, uneindeutige Songs, mal Pop, mal Poesie, mal zart, mal hart insgesamt aber sentimentaler als die zwei Vorgängeralben. Auch den Sound zu bestimmen, fällt schwer. Ist es nun Hip-Hop? R&B? Soul-Dance? Gospel-Pop? Im Netz schreibt jemand über die Young Fathers, sie klängen, als hätten Frank Ocean und die Death Grips, ein experimentelles Hip-Hop-Trio, ein Baby bekommen. Das kann man schon so stehen lassen.