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Ekstatisch

Omar Rodríguez López Group fasziniert im 59:1

Erwartungen an ein Konzert der Omar Rodríguez López Group zu stellen ist mühsam. Man muss vielmehr nehmen, was angeboten wird, tritt die Band um den Mars Volta-Gitarristen Rodríguez López doch fast von Tag zu Tag in wechselnder Besetzung auf. Auch die Soundstrukturen variieren von Mal zu Mal. Einzige Konstante ist der in Texas aufgewachsene Puerto-Ricaner Rodríguez López selbst.

Da kommt es dann schon mal vor, dass die Roadies der Band im 59:1 gefragt werden, wer denn diese Frau sei, die neben Rodríguez López auf der Bühne steht und ihr Becken kreisen lässt. Die Antwort: „Das und so vieles mehr weiß nur Omar selbst.“ Nun, ganz so ist es nicht, die Frau auf der Bühne nennt sich Teri Gender Bender und ist in weiten Teilen der Welt leider bisher unbeachtet geblieben. In der Regel agiert sie in der mexikanischen Punk-Band Le Butcherettes. Dort ist ihr, schenkt man den Videos im Internet Glauben, die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer gewiss. Im 59:1 balgt sie sich allerdings mit Rodríguez López um die Gunst des Publikums. Während sie nämlich auf und neben der Bühne (Zuschauerraum, Toilette, Bar) einen Tanz aufführt, der zwischen Exorzismus, Yoga und Koitus oszilliert und dadurch eine wütende Stimme („I cried for you“) aus ihrem Körperchen presst, steht der Namensgeber der Band im Hintergrund und lässt sein irrsinniges Gitarrenspiel über die Soundfiguren seiner beiden Mitstreiter an Drums und Synthesizer mäandern.

Gender Bender lässt die ausströmende Musik wiederum geradezu in ihren Körper fahren, saugt sie auf, erschaudert und degradiert das Publikum zum bloßen Voyeur dieses Paarspiels. Es ist die reine Ekstase. Ein starkes Wort, aber für den Abend im 59:1 ist „Ekstase“ eigentlich zu schwach. Es ist vielmehr ein Konzert wie ein Geschlechtsakt. Marco Maurer